Abrüstung am Flusslauf

Die »Internationale Kommission zum Schutz der Elbe« ist 25 Jahre alt / Wassermangel als neues Thema

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein internationales Gremium widmet sich seit 25 Jahren dem Schutz der Elbe. Lange ging es um die Abwehr von Hochwasser. Das hat sich geändert: Der Fluss ist jetzt zu leer.

Immerhin: Die Flaschenpost plumpst nicht ins Kiesbett. Ein wenig Wasser führte die Elbe am Dresdner Terrassenufer, als die Präsidenten der »Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe« (IKSE) am Donnerstag einen in das Gefäß gepackten Zettel mit ihren Wünschen für den Fluss in selbigen entließen. Anlass war das 25-jährige Gründungsjubiläum des länderübergreifenden Gremiums.

Allerdings gab es Zeiten in diesem Sommer, da war der Wasserstand in der Elbe so niedrig, dass selbst Ausflugsdampfer mit geringem Tiefgang nicht mehr fahren konnten, von Binnenschiffen zum Gütertransport ganz zu schweigen. Im zweiten Jahr hintereinander erleben die Elbe und ihr Einzugsgebiet eine Dürreperiode. »Es gibt in der gesamten Fläche zu wenig Wasser«, sagt Helge Wendeburg, der amtierende IKSE-Chef. Das habe, fügt er an, »ökologische Auswirkungen im gesamten Flusssystem«.

Die »Gesundheit« des Flusses zu verbessern, ist ein Hauptanliegen der IKSE. Bei deren Gründung im Jahr 1990 war die Elbe noch ein weitgehend verseuchter Fluss. Sie sei durch ein »schwarzes Dreieck« geflossen, in dem Industriebetriebe, Tagebaue und Haushalte ihre Abwässer nur schlecht gereinigt entsorgten, sagt Klaus Töpfer, Ex-Umweltminister und langjähriger Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.

In den 25 Jahren seither hat sich viel verändert. Firmen und Kommunen in Tschechien und der Bundesrepublik verfügen über gute Kläranlagen. Zwar gibt es im Sediment am Flussgrund weiter zu hohe Gehalte an Quecksilber und anderen Chemikalien. Die Werte bei Phosphaten und Nitraten aber sind enorm gesunken. In dem saubereren Wasser leben über 100 Fischarten, darunter Lachse und Störe. Dass der Eintrag an Nährstoffen noch immer zu hoch ist, liegt an der Landwirtschaft - und an den Kohlegruben in der Lausitz, aus denen Sulfate und Eisenocker in die Spree als indirektem Elbezufluss gelangen.

Die Nährstoffbelastung ist eines von drei Themen, die nach Einschätzung von Wendeburg die IKSE künftig beschäftigen werden. Ein weiteres ist die Durchgängigkeit für Fische vor allem in Nebenläufen. Das dritte ist das zunehmende Niedrigwasser - was wie Ironie wirkt: Im vergangenen Jahrzehnt hat man sich entlang der Elbe nach den Jahrhunderthochwassern von 2002 und 2013 vor allem Gedanken gemacht, wie ein Überschuss an Wasser zu bändigen ist. Die IKSE war maßgeblich daran beteiligt, geeignete Flächen für Polder und Deichverlegungen an der Elbe zu suchen. Nun macht man sich Gedanken, wie das spärlicher fallende Regenwasser länger in der Fläche gehalten werden kann, bevor es in den Fluss gelangt - etwa durch andere Techniken der Landwirtschaft.

Dass dabei beide Anrainerstaaten zusammenarbeiten, ist nach Ansicht Töpfers das größte Verdienst der IKSE. In vielen Regionen der Welt löst der Streit um die Nutzung von (oft knapper werdendem) Wasser schwere Konflikte aus. An der Elbe zeige man, dass eine Kooperation von Vorteil für Ober- wie Unterlieger sei - auch wenn es an Streitthemen wie zum Bau einer Staustufe bei Děčín nicht mangelt. Dass man das friedlich bespreche, sei, sagt Töpfer, »eine ganz konkrete Abrüstungsmaßnahme gegen Wasserkonflikte«, die für andere Regionen Vorbild sein könne.

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