Jugendliche sehen Zukunft positiv - wenn sie nicht arm sind

Neue Shell-Jugendstudie vorgelegt / LINKE: »Armut ist das zentrale Problem« / Kinderhilfswerk: Offenheit gegenüber Zuwanderung gibt Anlass zur Hoffnung

  • Lesedauer: 3 Min.
Die meisten deutschen Jugendlichen blicken optimistisch in die Zukunft - für den Studienleiter befindet sich die Generation sogar »im Aufbruch«. Doch für die Zukunftsaussicht ist die eigene soziale Lage entscheidend.

Berlin. Die meisten deutschen Jugendlichen blicken optimistisch in die Zukunft. Das ist eine der Ergebnisse der neuen Shell-Jugendstudie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach herrscht bei nahezu zwei von drei jungen Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren (61 Prozent) eine positive Grundhaltung beim Blick auf das eigene Leben vor. Damit setzte sich der Trend aus den vergangenen Jahren fort; die Werte stiegen im Vergleich zur vorherigen Studie aus dem Jahr 2010 an.

Die junge Generation befinde sich »im Aufbruch«, sagte Studienleiter Mathias Albert von der Universität in Bielefeld bei der Präsentation der Ergebnisse. »Sie will neue Horizonte erschließen.« Der Optimismus zeige sich nicht allein bei der Einschätzung der persönlichen Lage, sondern auch beim Blick auf die Situation des Landes und der Gesellschaft insgesamt, betonte der Wissenschaftler.

Der Studie zufolge beurteilten 51 Prozent der Jugendlichen ihre Zukunftsaussichten positiv. Es ist den Angaben zufolge das erste Mal seit den 1990er Jahren, dass mehr als die Hälfte der Befragten diese Einschätzung teilen. Allerdings hängt der Blick auf die eigene Zukunft sehr stark vom sozialen Status ab – von den benachteiligten Jugendlichen blickt nur jeder Dritte optimistisch auf die eigenen Lebensperspektiven. Deshalb ist für die LINKE ein Eigenlob der Regierung fehl am Platze: »Armut ist ein zentrales Problem. Schulerfolg hängt immer noch von der sozialen Herkunft ab. Von den sozial benachteiligten Jugendlichen - und dazu gehört jeder sechste - kann nur jeder dritte positiv in die Zukunft schauen«, sagt Norbert Müller, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Linksfraktion.

So besitze zum Beispiel rund ein Fünftel der Jugendlichen kein internetfähiges Smartphone und sei damit aus wichtigen Teilhabezusammenhängen ausgeschlossen, erläutert Müller. Zu den zentralen Forderungen der Linkspartei gehören deshalb eine sanktionsfreie Grundsicherung sowie ein massiver Ausbau der sozialen Infrastruktur – »damit alle Kinder und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können«, so Müller.

Auch das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt zu vermehrten Anstrengungen zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland an. »Die Jugendstudie zeigt deutlich einen steigenden Optimismus. Es ist aber sehr bedenklich, wenn diese Zuversicht bei Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen stagniert«, erklärt Thomas Krüger, der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. Gleichzeitig sieht er es als ermutigend an, dass sich Kinder und Jugendliche Sorgen um zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland machten, die Vielfalt der Menschen anerkennen und respektieren: »Gerade angesichts der derzeitigen Herausforderungen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Deutschland ist es von zentraler Bedeutung, die junge Generation mitzunehmen«, meint Krüger. Die Ergebnisse der Studie geben aber berechtigten Anlass zur Hoffnung.

Bei der Shell-Jugendstudie handelt es sich um eine von dem Energiekonzern in Auftrag gegebene repräsentative Analyse, die von Experten der Universität Bielefeld und des Forschungsinstituts TNS Infratest Sozialforschung organisiert wird. Sie erscheint jeweils im Abstand von einigen Jahren. Für die neue Ausgabe wurden zwischen Januar bis März dieses Jahres 2558 junge Leute befragt. Agenturen/nd

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