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Das Beste aus zwei Welten

Gerade ist mal wieder Buchmesse. Unser Kolumnist ist schon auf Seite 56 krachend am diesjährigen Preisträger gescheitert und erdreistet sich dennoch, ein paar Worte zum Thema Fußball und Lesen niederzuschreiben.

Gleich zu Anfang eine Selbstbezichtigung: Es gibt möglicherweise nicht viele Menschen, die schlechter qualifiziert sind, über das Lesen im Allgemein und Bücher im Besonderen zu schreiben, als ich es bin. Ausgerechnet das Buch, das auf der Frankfurter Buchmesse mit dem »Deutschen Buchpreis 2015« geehrt wird, habe ich zwei Tage vor der Verkündung des Siegertitels beiseitegelegt. »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969« des Offenbacher Autors Frank Witzel hat über 800 Seiten, ich habe es auf Seite 56 verlassen. Mir ist es weder gelungen, am Plot noch an einer der Personen dranzubleiben. Aber wie sagte Georg Christoph Lichtenberg so schön? »Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das denn allemal im Buche?«

Weniger traurig als in meinem Kopf sieht es hingegen glücklicherweise im Bereich der Fußball-Publizistik aus. Wer sich dort nicht verirrt, findet auf den weiten Gängen von Halle 3.1. auf dem Frankfurter Messegelände so manches lesenswerte Werk, das den Generalverdacht widerlegt, dass Fußball nichts liefere, das den Schlusspfiff überdauert.

Ebenso erfreulich sieht es, finde ich, im Bereich der Magazine aus, wo neben dem famosen »Erwin« (endlich mal was aus Offenbach, das ich begreife), dem »Tödlichen Pass« aus München sowie hochgradig lesenswerten Ultra-Magazinen wie dem Nürnberger »Ya basta« zwei Publikationen zu nennen sind, die eine weit, weit größere Leserschaft verdient hätten. Zum einen das »Transparent«-Magazin, das sich Ausgabe für Ausgabe weiterentwickelt, was umso bemerkenswerter ist, als schon die Erstausgabe auf einem verdammt hohen journalistischen Niveau war. Mit mindestens dem gleichen Enthusiasmus darf man sich auf das »Zeitspiel« von Hardy Grüne und Frank Willig freuen. Der Journalismus hat ja oft genug nicht nur ein Qualitäts-, sondern ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Beides muss die beiden nicht kümmern. Dass sie schreiben können, müssen sie sowieso niemandem mehr beweisen, dass sie Themen anpacken, die die etablierte Presse gerne mal verpennt, auch nicht. Und was die Glaubwürdigkeit angeht, ist jemand, der mutmaßlich jeden Amateur-Ground zwischen Rügen und Gibraltar an Farbe und Zuschnitt der Grashalme erkennen würde, eh ganz gut dabei. Dieser Tage soll die zweite Ausgabe im Briefkasten sein. Mit einem Spezial über einen der weltsympathischsten Vereine überhaupt: Den FC Carl Zeiss Jena. Geschrieben wurde das Ganze – und das ist jetzt wirklich Icing on te cake, Sahnehaube und überhaupt – von Frank Willmann.

Also, Leute, es gibt viele viele hundert Seiten zu lesen. Einfach mal die Glotze auslassen, läuft eh nur Fußball ...

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