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Winterwunderland in Bangkok

In Thailand erfreuen sich stromfressende Schneeparks größter Beliebtheit

  • Lesedauer: 3 Min.

Thailänder entfliehen der Hitze gern in die Snow Town. Der Schneepark in Bangkok ist aber in der Kritik wegen des Stromverbrauchs.

Von Ju Apilaporn, Bangkok

Warm eingepackt kreischen begeisterte Besucher der Snow Town auf der Rodelbahn. Andere bauen Schneemänner oder pflügen die Pisten hinunter. »Super«, schwärmt der 28-jährige Songphol Taesinlapasathit. »Ich würde am liebsten hier einziehen, um der Hitze zu entkommen.« Denn Snow Town ist kein Wintersportgebiet in den Bergen, sondern ein Schneepark mitten im tropischen Bangkok. In Thailands schwülheißer Hauptstadt stehen Winterwunderländer hoch im Kurs: Immer mehr Einkaufszentren und Parks bieten Indoor-Eisvergnügen als Kontrast zur Hitze - ohne Rücksicht auf den Energieverbrauch.

In einem Land, das mit seinen sonnigen Stränden Millionen Touristen anzieht, tragen viele Einheimische Sonnenschirme, lange Ärmel und breitkrempige Hüte - schließlich gilt hier weiße Haut als Schönheitsideal. Auch der ganzjährigen Hitze wollen viele entfliehen. Zur Kühlung von Einkaufszentren, Büros und Häusern verbraucht das wohlhabende und zunehmend urbanisierte Thailand riesige Mengen Energie - vor allem in Bangkok.

In der Hauptstadt nutzen die Einwohner nach einer Studie von 2013 durchschnittlich doppelt so viel Strom wie der Rest des Land. Allein die größten Shopping-Malls fressen einer Untersuchung der regionalen Umweltschutz-Website Mekong Commons zufolge mehr Strom als alle ländlichen Provinzen zusammen.

Der neue Run auf Eis und Schnee treibt den Verbrauch weiter in die Höhe. »Diese Eis- und Schlittschuhbahnen tragen zur Umweltzerstörung bei, weil sie natürliche Ressourcen verbrauchen«, sagt Gunn Panprayun von der Fakultät für Umwelt und Ressourcen der Mahidol-Universität.

Auch das Harbin Ice Wonderland am Rande Bangkoks erfreut sich großer Beliebtheit. Benannt wurde es nach einer Stadt im Nordosten Chinas, die für ihr alljährliches Eisskulpturenfestivals berühmt ist. Mehr als 600 Tonnen Eis wurden im Bangkoker Ice Wonderland zu Eiffelturmmodellen oder Kraken aus buntem Eis verbaut. Im Inneren des Gebäudes herrschen minus 15 Grad Celsius - 50 Grad weniger als auf den Straßen Bangkoks.

Nicht nur im eigenen Land suchen die Thailänder Winterfreuden. Die Expansion der Billigfluglinien macht für sie auch die Skigebiete der umliegenden Regionen erreichbar. Skiresorts in den Bergen von Nordjapan, Südkorea und China locken thailändische Urlauber mit dem Versprechen, »echten Schnee« zu bieten. Vor allem Japan profitiert: 2014 reisten nach Angaben des thailändischen Ministeriums für Tourismus und Sport 430 000 Thailänder nach Japan und gaben dort umgerechnet 440 Millionen Euro aus.

In Thailand kommen Winterfreunde höchstens in den Bergen ganz im Norden auf ihre Kosten - der Doi Inthanon ist mit gut 2500 Metern der höchste Gipfel. Sonntagsausflüge in die Schneeparks sind die günstigere Alternative. In einer Indoorwinterlandschaft im Osten Bangkoks wirbeln Maschinen Kunstschnee auf die Pisten voll begeisterter Einheimischer, die sich im Skifahren versuchen. Die 27-jährige Saowanee Nimthong schießt Selfies. »Gäbe es Schnee in Thailand, würde ich wenigsten einmal nackt durchwaten«, sagt sie kichernd. »Um zu sehen, wie lange ich es aushalte.« AFP/nd

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