Minilohn, Minirente, Minijob
Grit Gernhardt gönnt den Senioren Freizeit statt Arbeit
Rentner haben ja bekanntlich niemals Zeit. Wer diesen etwas in die Jahre gekommenen Spruch anbringt, spielt üblicherweise auf die vielen Freizeitaktivitäten zwischen Enkelbetreuung, Sprachkurs und Kreuzfahrten an, mit denen Menschen nach dem aktiven Arbeitsleben vermeintlich ihre Tage verschönern. Nicht eingerechnet ist in diesem verklärten Bild des ausgefüllten Rentnerlebens allerdings die Tatsache, dass fast eine Million deutscher Ruheständler nebenbei einen Minijob ausübt. Manche sicher, weil sie sich nicht Knall auf Fall vom Berufsleben verabschieden wollen, nur weil sie eine bestimmte Altersgrenze erreicht haben.
Viele andere aber sind dringend auf das zusätzliche Einkommen angewiesen: Im Jahr 2013 bezogen rund 500 000 Rentner Grundsicherungsleistungen, weil ihr Ruhestandsgeld - wegen niedriger Löhne, Kindererziehungszeiten oder dem allgemein zu niedrigen Rentenniveau - nicht für den Lebensunterhalt ausreichte. Hier geht es nicht um den rüstigen Rentner, der auch im Alter weiter anpacken will, sondern um Hunderttausende in finanzieller Not. Die einzige Lösung dafür wäre eine existenzsichernde Rente für alle. Sie würde sowohl unfreiwilliges Arbeiten im Alter als auch den teils unwürdigen Kampf mit den Sozialbehörden verhindern - und den derzeit unharmonischen Dreiklang Minilohn, Minirente, Minijob beenden. Zeit würde es.
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