Der Stürmer
Zu Akif Pirinçcis Rede bei Pegida am Montag in Dresden
Die Formulierung »grün-linksversiffte Gutmenschen« ist im Deutschland des Jahres 2015 mittlerweile traurige Normalität - diese Verächtlichmachung gehört wie »Volksverräter« oder »Lügenpresse« zum Standardrepertoire bei Pegida-Demonstrationen. Bejubelt von Tausenden. Aber bei dem, was der 1959 in Istanbul geborene Akif Pirinçci am Montagabend in Dresden von sich gab, blieb selbst einigen Pegida-Anhängern das hämische Lachen im Hals stecken, vereinzelt gab es sogar »Keine Hetze!«-Rufe. Da hatte sich Pirinçci bereits in einen Rausch geredet, wie er seit den Reden des damaligen Nürnberger NS-Gauleiters Julius Streicher in aller Öffentlichkeit und vor so großem Publikum nach 1945 nicht mehr zu hören war: Die Grünen »eine Kinderfickerpartei«, Moslems? »Pumpen Ungläubige mit ihrem Moslemsaft voll.« Die Bundesrepublik? »Ein Scheißstaat« und bald eine »Moslemmüllhalde«. Flüchtlinge? »Invasoren«. Und »die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb«.
Was ist da passiert mit dem Autor, der früher mit den Felidae-Krimis über Katzen Erfolge feierte? Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt und sein Verlag Random House kündigte seine Verträge. Überraschend kam Pirinçcis Rede aber nicht - wiederholte er doch nur, was er in immer extremer werdenen Blogeinträgen und Büchern in den letzten Jahren äußerte. Die Rede war also beileibe kein Ausbruch, bei dem sich vor allem sadistische und sexuelle Gewalt- und Angstfantasien vor einem angeblichen Genozid am deutschen Volk Bahn brachen.
Die Pegida-Organisatoren um Bachmann und Festerling wussten, wen sie da als »Stargast« einluden. Für jeden Fremdenfeind etwas dabei - von vulgär bis religiös apokalyptisch. Wer im Dritten Reich als angeblicher Kulturbürger über den Vulgärantisemitismus des »Stürmers« die Nase rümpfte, fand in scheinintellektuellen Zeitschriften wie »Das Reich« andere Begründungen für die gleichen Verbrechen. Wer bei Pirinçcis Rede »Keine Hetze!« ruft und wieder bei Pegida mitläuft, muss sich vorwerfen lassen, nur wohlfeilere Worte und Begründungen für eigenen Hass zu suchen.
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