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Erinnerungs-Selfies mit Bett von Paul und Paula

Potsdams Filmmuseum ist ein Ausflugstipp - seit der Wiedereröffnung vor einem Jahr kamen 60 000 Besucher

  • Gudrun Janicke
  • Lesedauer: 3 Min.
Der laszive Schwung des Pelzschals braucht noch Übung. Aber spätestens wenn das Signal »Film ab« ertönt, muss alles sitzen. Einmal Filmstar sein: ein Wunsch, der sich erfüllen kann.

Das Filmbett aus dem Defa-Klassiker »Die Legende von Paul und Paula« von Heiner Carow ist einer der Stars im Potsdamer Filmmuseum. Immer wieder fragen Besucher gerade nach dieser Requisite aus dem 1972 gedrehten Film. Mit einem Selfie vor dem berühmten Bettgestell verewigen sich dann viele, bevor sie wieder nach Hause gehen.

In dem vor einem Jahr - am 25. Oktober 2014 - nach umfangreicher Sanierung neu eröffneten Museum hat das imposante Bett seinen festen Platz in der ständigen Ausstellung »Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg«. »Seit der Wiedereröffnung kamen rund 60 000 Besucher in das Haus«, sagt Sprecherin Christine Handke. In Brandenburg gibt es rund 400 Museen - dieses ganz spezielle Museum gehört zur Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

Zu den Attraktionen des Filmmuseums zählen auch die Castingboxen, in denen Besucher in unterschiedliche Rollen schlüpfen können. Mit wenigen Requisiten werden sie dort selbst zu Filmstars - sie lernen erst einen kurzen Text, sprechen ihn in die Kamera und werden in eine kurze Filmsequenz hineinkopiert. Als Beweis kommt man die kurze Video-Sequenz per E-Mail zugeschickt.

Touristen können auf diese Weise als DDR-Volkspolizist im Film »Sonnenallee« mitspielen. Einige versuchen wie einst »Sunny« im 1980 gedrehten Defa-Film »Solo Sunny« des Regisseurs Konrad Wolf zu singen - wobei damals die DDR-Jazzsängerin Regine Dobberschütz »Sunny« Renate Krößner ihre Stimme lieh. Andere übernehmen, mit der Friedenspfeife in der Hand, den Häuptlingspart des Schauspielers Gojko Mitic in einem Defa-Indianerfilm.

»Ein halbes Jahr lang war das 3D-Bild des originalen Lifts aus dem Film ›Grand Budapest Hotel‹ beliebtes Fotomotiv«, sagt Handke.

In Umbau und Sanierung investierte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg als Besitzer des denkmalgeschützten Marstalls rund 2,5 Millionen Euro. Der Zahn der Zeit hatte an dem 1685 ursprünglich als Orangerie errichteten Gebäudes in der Innenstadt genagt. Hatten in dem langgestrecktem Bau zunächst mediterrane Pflanzen überwintert, so ließ schon Friedrich Wilhelm I. dort bald Reitpferde unterstellen. Zu DDR-Zeiten diente der Marstall als Heimatmuseum, bevor 1981 das Filmmuseum einzog. Am Ende entsprach der Brandschutz nicht mehr modernen Anforderungen, wies das Dach Schäden auf.

Einst überwinterten in dem langgestrecktem Bau Pflanzen, dann standen dort Pferde der Preußenkönige. Noch zu DDR-Zeiten diente der Marstall als Heimatmuseum, bevor 1981 das Filmmuseum einzog.

Heute bietet das Haus wechselnde Ausstellungen auf 900 Quadratmetern. Gerade wird das Projekt »Alles nur Kulisse?! Filmräume aus der Traumfabrik Babelsberg« vorbereitet, die ab 4. Dezember zu sehen ist. Dabei soll die Arbeit der Szenenbildner ins rechte Licht gerückt werden. Geschildert wird der Entstehungsprozess von den ersten Skizzen und Modellen bis zum drehfertigen Set und zum fertigen Film. Die gleich nach der Wiedereröffnung gezeigte Sonderschau zum jungen Marco Polo nach einer TV-Zeichentrickserie erreichte allein 18 000 Besucher.

Auch Filmvorführungen bietet das Museum. Live von der echten Kinoorgel begleitet werden Stummfilme zum Highlight. dpa mit tm

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