Eurowings fliegt billiger
Lufthansa ersetzt Germanwings durch kleine Schwester
Die Tage der Fluggesellschaft Germanwings sind gezählt, das wesentliche Geschäft ging am Sonntag auf die Nachfolgerin Eurowings über. Die bislang noch in Düsseldorf und bald in Köln beheimatete Lufthansa-Tochter wird mit Beginn des Winterflugplans zum Vertragspartner der Germanwings-Kunden. Sie trägt zugleich die Hoffnungen des Konzerns, sich im Kampf gegen Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair behaupten zu können.
Dabei hatte die 2002 als Billigflieger gegründete Germanwings zuletzt Erfolge vorzuweisen. Seit 2012 übernahm sie von der Lufthansa schrittweise die bis dahin extrem defizitären Europaflüge abseits der Drehkreuze München und Frankfurt und stieg zur drittgrößten deutschen Fluggesellschaft auf. Besonders stark ist sie an mittelgroßen Flughäfen wie Stuttgart, Köln, Hamburg oder Berlin vertreten. Laut Lufthansa fliegt Germanwings wegen ihrer im Vergleich zur Mutter niedrigeren Kosten zudem 2015 erstmals einen Gewinn ein.
In der Strategie von Lufthansa-Chef Carsten Spohr spielt Germanwings mit ihren derzeit 60 Airbus-Jets dennoch keine führende Rolle. An ihrer Stelle machte er die kleinere Schwestergesellschaft Eurowings zur Leitplattform eines neuen europäischen Billigfliegers. Dort könnten noch mehr Kosten eingespart werden, so das Kalkül, für das Spohr einen Tarifkonflikt mit den Piloten riskierte. Die Vereinigung Cockpit wollte verhindern, dass Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags Eurowings-Jets steuern.
Nachdem die Piloten vom Landesarbeitsgericht Hessen gestoppt wurden, drehte sich am Sonntag das Verhältnis zwischen den Wings-Schwestern um. Flogen bislang die 23 Jets der Eurowings im Auftrag der Germanwings, ist es künftig umgekehrt. Neu sind zudem Fernflüge unter der Marke Eurowings, deren erster am 2. November von Köln in die Karibik abheben soll. An den Steuerknüppeln sitzen Piloten des deutsch-türkischen Gemeinschaftsunternehmens SunExpress. Germanwings soll ab Januar aus Werbung, Internet und Vertrieb verschwinden. Die Flugzeuge werden den Schriftzug so lange tragen, wie ihre Crew zu Lufthansa-Tarifen fliegt, dann wird auf Eurowings umlackiert. Die nach Konzerntarif bezahlten Piloten sollen nach und nach zur Lufthansa-Mutter wechseln, Germanwings wird »abgeschmolzen«, falls es nicht doch zu einer Einigung mit der VC kommt. Die freiwerdenden Flieger landen bei der in Wien beheimateten Eurowings Europe. Sie hat noch einmal niedrigere Tarifbedingungen. dpa/nd
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