Keine Legosteine für Ai Weiwei
Dänische Firma weigert sich, den chinesischen Künstler zu beliefern
Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist für seine Kritik an der Regierung seines Landes bekannt. Dieses Mal ist der Künstler jedoch nicht im eigenen Land angeeckt, sondern streitet sich mit der dänischen Firma Lego. Diese weigerte sich, ihm Legosteine für eines seiner Kunstwerke zu liefern. Lego unterstütze grundsätzlich nichts, was die Steine in irgendeiner Form mit »politischen, religiösen, rassistischen, obszönen oder beleidigenden Aussagen« in Verbindung bringe.
Ai Weiwei wollte die Legosteine für ein Kunstwerk zum Thema Redefreiheit verwenden, das im Dezember in der Ausstellung »Andy Warhol / Ai Weiwei« an der National Gallery of Victoria in Melbourne gezeigt werden soll. Für eine ähnliche Ausstellung im einstigen US-Gefängnis Alcatraz in San Francisco hatte er schon einmal 175 Porträts von politischen Gefangenen und Regimekritikern, darunter Nelson Mandela und Edward Snowden, in einer Bodeninstallation aus Lego nachgebaut.
Für das australische Museum begann er im Juni in seinem Atelier in Peking mit der Arbeit. Das Museum gab für ihn eine Großbestellung bei Lego auf. Im September kam eine schriftliche Absage von Lego, wie Ai Weiwei jetzt bekanntgab. Das Unternehmen unterstütze keine Projekte mit einer politischen Aussage.
Lego produziere und verkaufe Spielsachen und Filme, die Kinder auf der ganzen Welt anziehen», schrieb der Künstler in seinem öffentlichen Post. «Als ein mächtiges Unternehmen ist Lego ein einflussreicher kultureller und politischer Spieler in der globalisierten Wirtschaft mit fragwürdigen Wertevorstellungen.» Dass Lego sich weigere, ihm seine Produkte zu verkaufen, sehe er als einen Akt der «Zensur und Diskriminierung».
Seit der Künstler dies am Freitag veröffentlichte, bieten ihm nun Menschen aus aller Welt an, ihm ihre Legobausteine zu schicken. So schrieb eine Nutzerin: «Welche braucht ihr?» und postete ein Bild mit Tüten voller Legosteine in unterschiedlichen Farben. Ein weiterer bot an, ihm seine großen Kisten voller Legosteine ausleihen zu wollen.
Ai Weiwei, der bereits bekanntgab, er werde Legospenden aus aller Welt annehmen, verpackte seine eigene Kritik an Lego in einem Kunstwerk und postete ein Foto davon auf Instagram: Darauf ist eine mit Legosteinen gefüllte Toilettenschüssel mit dem Schriftzug «R. Mutt 2015» zu sehen, eine Referenz auf ein Kunstwerk von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1917.
In einem weiteren Instagram Post brachte er die Entscheidung des dänischen Unternehmens auch mit der Bekanntgabe einer britischen Firma in Verbindung, die 2017 ein neues Legoland in Shanghai eröffnen möchte. Lego, das derzeit selbst an einer neuen Fabrik in Jiaxing in China baut, die ebenfalls 2017 in Betrieb genommen werden soll, betonte in einer Erklärung gegenüber dem «Guardian», dass die Firma nie versucht habe, die Nutzung von Bausteinen in kreativen Projekten zu verbieten, dass man aber derartige Projekte auch noch nie aktiv durch Großaufträge unterstützt habe.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.