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Der unaufhaltsame Sog in die Städte

Megacities in der Asien-Pazifik-Region werden noch größer

  • Tharanga Yakupitiyage, Jakarta
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Großteil der Bevölkerung in der Asien-Pazifik-Region lebt in Städten. Bis zum Jahr 2018 wird die Hälfte der Menschen der Region in urbanen Zentren leben.

Lebten 1950 noch zwei Drittel der Menschheit auf dem Land, wird sich 100 Jahre später das Verhältnis umgekehrt haben: 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung Städter sein. Der Wendepunkt dieser Entwicklung lag im Jahr 2007.

Keine Ausnahme macht die Asien-Pazifik-Region: Einem UN-Bericht zufolge sind die Städte von 1980 bis 2010 um insgesamt eine Milliarde Menschen angewachsen. Bis 2050 sollen 3,5 Milliarden Menschen die Städte der Region bevölkern. Allein in China und Indien soll die Zahl der Stadtbewohner bis 2050 um 696 Millionen ansteigen. Der Bericht »The State of Asian and Pacific Cities 2015« ist in Zusammenarbeit der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik (UN-ESCAP) und dem UN-Programm für menschliche Siedlungen (UN-Habitat) entstanden. Vorgestellt wurde es am 19. Oktober auf dem sechsten Asien-Pazifik-Forum für Städte in der indonesischen Hauptstadt Jakarta.

Demnach werden nicht nur die bisher 17 Megacities der Region weiter expandieren, sondern es wachsen noch mehr Städte zu solch gigantischen urbanen Zentren heran. Bis zum Jahr 2030 werden fünf weitere Megacities erwartet, sodass die Gesamtzahl auf 22 anwächst.

Als Grund für den anhaltenden Trend nennen die Autoren des Berichts die fortschreitende Globalisierung und das stetige Wirtschaftswachstum, das mehrere hundert Millionen Menschen aus der Armut befreit hat. Dadurch seien die Mittelschichten Asiens stark angewachsen. Bereits jetzt werden rund zwei Milliarden Menschen dazu gezählt.

In der Asien-Pazifik-Region leben etwa 3,74 Milliarden Menschen - mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Die Volkswirtschaften in der Region wachsen stetig, wenn auch in einem unterschiedlichen Tempo. Aus einem Report von UN-ESCAP vom Mai dieses Jahres geht hervor, dass sich die durchschnittlichen Realeinkommen in den Übergangsländern seit den frühen neunziger Jahren verdoppelt haben. In China ist das Durchschnittseinkommen in dem Zeitraum sogar um das Siebenfache angestiegen, während sich die Realeinkommen in Bhutan, Kambodscha und Vietnam verdreifacht haben. Während das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Vergleich zum Vorjahr in China in diesem Jahr voraussichtlich auf sieben Prozent fällt, ist in Indien eine Zunahme des BIP um 0,7 Prozent auf 8,1 Prozent zu erwarten. In Indonesien wird mit einem Zuwachs von fünf auf 5,6 Prozent gerechnet.

Doch trotz des gestiegenen Wohlstands hat die Region noch immer die größte Slum-Bevölkerung der Welt: 60 Prozent aller Menschen weltweit, die in Armutsvierteln leben, sind in der Asien-Pazifik-Region beheimatet. Darüber hinaus lebt hier die global größte Anzahl von Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Der Weltbank zufolge leben 758 Millionen Menschen in Asien von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag.

Weitere 40 Prozent - etwa 933 Millionen Menschen - fallen zwar nicht unter die Kategorie »Ärmste der Armen«, sind aber mit Einnahmen von zwei Dollar pro Tag in einer ähnlich schwierigen Situation.

Eines der Probleme, mit denen Niedriglöhner zu kämpfen haben, sind steigende Preise. Nahrungsmittel sind teurer geworden, und auch Grundstückspreise ziehen an. Dadurch wird Land wertvoller, und Bewohner in ärmeren Gegenden sehen sich drohender Aufwertung und letztlich sogar Zwangsräumungen gegenüber.

Doch auch ohne besondere Ereignisse sind die Lebensbedingungen für Arme in der Asien-Pazifik-Region häufig schwierig: Viele haben keinen Zugang zu fließendem Wasser, zu Sanitäranlagen oder medizinischer Versorgung.

»Die aktuellen Wirtschaftsmodelle bieten keine ausreichende Basis für inklusive und nachhaltige Entwicklung«, sagte UN-ESCAP-Chefin Shamshad Akhtar in Jakarta. IPS/nd

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