Rechtsruck in Warschau

Olaf Standke über Polens Parlamentswahlen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Viele rechte Parteien in Europa versuchen, aus der akuten Flüchtlingskrise Kapital zu schlagen. Jetzt haben Polens Nationalkonservative die jüngsten Wahlerfolge der Rechtspopulisten in Österreich und in der Schweiz sogar noch übertroffen und standen dank fremdenfeindlicher Parolen und vollmundiger sozialer Wahlversprechen am Montag vor der absoluten Mehrheit. Flüchtlinge würden Cholera, Ruhr und Parasiten einschleppen und umgehend die islamische Scharia in der geliebten katholischen Heimat einführen, tönte etwa der starke, autoritär agierende Mann der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski. Ihre Aufnahme in Polen ist für ihn, der die neue Regierung selbst ohne Amt prägen dürfte, undenkbar.

Die Machtverschiebung in Warschau von Mitte-rechts nach rechtsaußen wird also nicht nur in unserem Nachbarland zu spüren sein, wo der PiS-Gründer von der »Vierten Republik« schwafelt, einem obrigkeitsstaatlichen Polen verschwurbelter traditioneller Werte. Ob Brüssel, Berlin oder Moskau, man erinnert sich noch ungut an den dumpfen, selbstgerechten und provinziellen Nationalismus, mit dem die Rechtskonservativen während ihrer ersten Regierungszeit sogar Verbündete vor den Kopf stießen. Und nun finden sie in der EU im ungarischen Regierungschef Viktor Orban sogar einen Bruder im Geiste vor, der hohe Zäune gegen Hilfesuchende von außen baut und im Lande schon hatte, wovon auch Kaczynski träumt: eine verfassungsändernde Mehrheit.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.