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Wenn die Leitplanke neue Bäume stoppt

BUND: Mecklenburg-Vorpommern soll Initiative zum Alleenschutz koordinieren - Versicherer verweisen auf tödliche Unfälle

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Richtlinie zur Sicherheit an Straßen gefährdet nach Ansicht des BUND den Bestand der Alleen. Gegen diese Entwicklung soll Mecklenburg-Vorpommern eine bundesweite Initiative starten.

Von Bäumen mit bunten Blättern gesäumte Straßen: Solch ein herbstlicher Anblick bietet sich dieser Tage vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist neben Brandenburg das Bundesland mit den meisten Alleen. Es zählt aber auch zu den Regionen mit den meisten Unfalltoten, die ihr Leben durch Kollision mit Bäumen verloren. Dem entgegen wirken sollen Leitplanken oder aber ein Abstand neu gepflanzter Bäume von mindestens 7,50 Meter vom Fahrbahnrand. Das besagt die «Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeugrückhaltesysteme», kurz RPS. Gegen sie richtet sich Kritik des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er meint, für die entsprechenden Unfälle seien doch oft die Verkehrsteilnehmer verantwortlich.

Im Vorfeld einer «Alleenkonferenz», die der BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern am 4. November in Güstrow mit internationaler Beteiligung ausrichtet, warnte die Alleenschutz-Expertin der Umweltorganisation, Katharina Brückmann, jetzt in Schwerin: Bei Umsetzung der RPS in geltender Form «haben Alleen in Deutschland keine Zukunft». Wenn Straßenbäume gefällt werden, wegen Baumaßnahmen oder aus Altersgründen, müssten Lücken geschlossen oder auch neue Alleen angepflanzt werden, aber: Das könnten die zuständigen Stellen durchaus unterlassen - mit Hinweis auf die RPS. Entweder, weil es schwierig ist, den Pflanzabstand von 7,50 Metern einzuhalten oder aber, weil die öffentliche Hand die Ausgaben für Leitplanken scheut.

Mecklenburg-Vorpommern habe den umfassendsten gesetzlichen Alleenschutz, gibt BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag zu bedenken. Auch habe sich Agrarminister Till Backhaus (SPD) «mehrfach zum Alleenschutz bekannt». Deshalb solle die Landesregierung als Koordinatorin aller oberster Umweltbehörden zusammen mit den anderen Bundesländern eine Überarbeiten der umstrittenen Richtlinie erwirken. Es gelte, dabei die Vorgaben zum Anpflanzen neuer Alleebäume zu ändern.

Unterstützt werden die Naturschützer aus den Reihen der Politik. So erklärte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Jürgen Suhr: Die SPD-CDU-Koalition tue viel zu wenig, um die Alleen zu bewahren. Seine Fraktion werde die Landesregierung zu einem aktiveren Handeln drängen.

Auch die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Mignon Schwenke, bedauert, «dass Maßnahmen, den Alleebestand zu erhalten oder zu mehren, zurzeit stagnieren. Es müsse für jeden gefällten Baum einen Ersatz geben. Gegebenenfalls müssten dafür die Mittel im Alleenfonds des Landes aufgestockt werden. Schließlich sei Alleenschutz in Mecklenburg-Vorpommern ein Staatsziel.

Vorrangiges Ziel im Sinne der Verkehrsteilnehmer müssen laut »Unfallforschung der Versicherer« (UDV) »geeignete Maßnahmen gegen Baumunfälle« sein. Sie werden seit 1995 statistisch erfasst und haben sich bis Ende 2014 bundesweit auf über 26 000 tödliche Kollisionen summiert. Davon ereigneten sich 39 Prozent in Brandenburg, 35 Prozent in Niedersachsen und 32 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Die UVD fordert unter anderem: kein Nach- oder Neupflanzen von Bäumen ohne Leitplanken. Denn: Einen Fahrfehler könne jeder machen.

Ursachen für solche Unfälle, so heißt es seitens des BUND, seien nach polizeilichen Erkenntnissen aber zumeist Alkohol, zu hohe Geschwindigkeit oder riskantes Überholen. Nicht der Baum sei »der Schuldige«.

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