AirBnB bekommt Probleme daheim
Referendum in San Francisco will Kurzzeitvermietung von Wohnraum begrenzen
In San Francisco ist der Zimmer- und Wohnungsvermietdienst AirBnB entstanden und zum Milliardengeschäft geworden. Und eben dort sollen dem Unternehmen jetzt die Flügel gestutzt werden. So jedenfalls sieht es die »Proposition F« vor. Über den Vorschlag zur deutlichen Begrenzung des AirBnB-Angebots müssen an diesem Dienstag die Bewohner der kalifornischen Stadt abstimmen.
Bislang ist die Vermietung auf 90 Nächte im Jahr begrenzt, wenn der Vermieter nicht im selben Haus wohnt, während die AirBnB-Gäste dort sind. Ansonsten darf er unbegrenzt vermieten. »Aber das kontrolliert doch niemand«, sagt Joseph Tobener erbost. Das Mitglied des Haus- und Wohnungsbesitzerverbandes von San Francisco gehört zu den 50 000 Unterstützern, die mit ihrer Unterschrift die Bürgerabstimmung über die »Proposition F« durchgesetzt haben. Diese will die Kurzzeitvermietung von Wohnungen über AirBnB und ähnliche Dienste auf 75 Nächte im Jahr beschränken. Den Unterstützern geht es zu weit, dass viele Vermieter mit ihren meist kurzfristigen Angeboten einen schnellen Dollar machen, während die Wohnungsknappheit in San Francisco immer mehr zunimmt und die Mieten derart steigen lässt, dass sich kaum noch jemand findet, der sie bezahlen kann.
Vermittler wie AirBnB verzeichnen dagegen rund 10 000 Angebote für Kurzzeitvermietungen in San Francisco. Das im vergangenen Jahr zusammen mit der 90-Nächte-Regelung eingeführte Stadtbüro für Kurzzeitvermietung hat allerdings bisher lediglich 726 Registrierungen vorgenommen.
Das Unternehmen AirBnB wurde 2008 gegründet - heute beträgt der Firmenwert 25 Milliarden Dollar. Ähnliche Probleme mit seinem Vermietangebot hat es auch in anderen großen Städten wie Berlin, Paris und New York.
Der Kampf um »Proposition F« wirft ein Schlaglicht auf die Probleme am Wohnungsmarkt von San Francisco. Höchstbezahlte Angestellte von Unternehmen wie Apple, Facebook und Google im nahen Silicon Valley haben die Stadt quasi erobert und sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise in die Höhe getrieben. Eine Wohnung in San Francisco kostet inzwischen durchschnittlich 3458 Dollar im Monat - eine Steigerung um 13,2 Prozent in nur einem Jahr, wie die kalifornische Immobilienfirma Real Answers ermittelt hat. Der Kaufpreis für eine Durchschnittswohnung liegt inzwischen bei 1,1 Millionen Dollar. Das ist ein Anstieg um 60 Prozent in fünf Jahren.
Die Wohnkosten in San Francisco haben eine Krisenstimmung aufkommen lassen, stellt Scott Wiener von der Stadtverwaltung fest. Zur Abstimmung steht am Dienstag deshalb auch ein weiterer Vorschlag: Der Neubau von Luxuswohnungen im angesagten Mission-Distrikt der Stadt soll eingefroren werden.
Wie aufgeheizt die Stimmung an manchen Tagen ist, zeigte sich zu Jahresbeginn. Damals wurden Busse, mit denen die Vielverdiener von ihren Luxusappartments zu ihren Arbeitsplätzen im Silicon Valley chauffiert werden, von einfachen Leuten aus San Francisco mit Steinen beworfen.
AirBnB hat derweil eine Menge gegen die »Proposition F« aufgeboten. Rund acht Millionen Dollar soll die Nein-Kampagne mit Riesenplakaten in der ganzen Stadt und einer Menge Anzeigen gekostet haben. Das Unternehmen hat sich mit Chris Lehane ein Schwergewicht für die politische Werbung geholt. Der einstige Präsidentenberater von Bill Clinton stelle lakonisch fest: »›Proposition F‹ bringt nichts.« Umfragen scheinen zu bestätigen, dass die Kampagne gegen den Vorschlag gewirkt hat. 55 Prozent der San Franciscoer waren Ende Oktober gegen »F«.
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