Mehr Licht im Fondsdschungel
Siegel für Forum Nachhaltige Geldanlagen
Investmentfonds schreiben eine Erfolgsgeschichte. Das verwaltete Branchenvermögen erreichte Ende letzten Jahres 2,4 Billionen(!) Euro - doppelt so viel wie 2004. »In diesem Jahr flossen bereits mehr Mittel in Investmentfonds als zum gleichen Zeitpunkt im Gesamtrekordjahr 2000«, freut man sich beim Branchenverband BVI in Frankfurt am Main.
Nachhaltiges Investieren
Dabei stoßen Anleger auf einen »Fondsdschungel«: Schätzungen nennen 4000 bis 5000 Fonds, unter denen Verbraucher wählen können. Dazu noch diverse Varianten dieser Standardfonds. Für mehr Durchblick in dem Dschungel soll das neue Siegel des »Forums Nachhaltige Geldanlagen« sorgen.
Mehr als drei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Seit Juli ist das neue FNG-Siegel auf dem Ratingmarkt. Und hat die Investmentbranche wie manche Beobachter meinen, »durch- gerüttelt«. Mit ihm sollen Investmentfonds für das breite Publikum ausgezeichnet werden, die das Geld ihrer Anleger »nachhaltig« investieren. Die Qualitätssicherung solcher speziellen Geldanlagen sieht der Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in Berlin als seine »Kernaufgabe« an. Sie soll durch das FNG-Siegel »neue Dimensionen« erreichen.
Das Siegel dient als Orientierungshilfe für Privatinvestoren zum Thema Nachhaltigkeit. Dafür sieht FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber eine große Marktlücke. Es gebe zwar spezielle Angebote wie das »Transparenzlogo« oder in Österreich das »Umweltzeichen«, aber ein umfassendes Gütesiegel für Anleger gebe es in Deutschland nicht.
Um das Siegel von FNG zu erhalten, müssten die Fonds Mindestkriterien einhalten: Den Ausschluss von Waffen, Rüstung und Kernkraft. Zudem, so Weber, berücksichtige man die vier Bereiche des »UN Global Compact« - Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie Korruptionsbekämpfung. »Global Compact« ist eine Vereinbarung der UNO mit über 8000 Unternehmen weltweit, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten.
Vorgenommen wird eine Bewertung der Qualität. So könnten Investmentfonds bei FNG in einem Stufenmodell bis zu drei Sterne erreichen. »Jenseits der Mindestkriterien macht das FNG-Siegel keine Vorgaben und trägt damit den unterschiedlichen ethisch-moralischen Anforderungen der Anleger und zugleich der Vielfalt im Markt Rechnung«, sagt der FNG-Chef. Man schaue auf die Qualität der Nachhaltigkeit, unabhängig davon, ob es sich um Best-in-Class (der Beste einer Branche), Ausschlusskriterien oder einen Themenfonds handelt.
»Grüne« Gutgeldanlagen
Der Fachverband in Berlin sieht sich nicht als Ökolobby. Er setzt sogar auf ein ungewöhnlich breites Spektrum. Zu den Mitgliedern von FNG zählen ausgewiesene Alternativinstitute wie GLS Bank und Kirchenbanken. Aber auch eher konventionelle Genossenschaftsinstitute in Deutschland und Österreich. Dazu gehören auch globale Akteure wie Warburg und Hypo-Vereinsbank, deren Konzernmutter Unicredit in Italien residiert, und die Allianz-Versicherung. Letztere gilt seit Langem als Schrittmacher für konventionelle »grüne« Gutgeldanlagen.
Grüngeld-Altmeister Max Deml hält Siegel wie das des FNG durchaus für »nützlich«. Als groben Anhaltspunkt für Verbraucher: Deml ist seit 25 Jahren Autor des Handbuchs »Grünes Geld« und Chefredakteur des Börsendienstes »Öko-Invest« aus Wien. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen bemühe sich sehr, »etwas Gutes auf die Beine zu stellen«, so Deml, der aber auch mahnt: »Auf dem Markt tummeln sich zunehmend Betrüger. Es gibt immer mehr Missmanagement.« Das FNG-Siegel könne hier eine Warnfunktion einnehmen.
Aber man dürfe solche Ratings nicht überbewerten. Das Ergebnis komme schließlich oft nur durch eine Punktewertung zustande - ab einer bestimmten Punktzahl gebe es dann Bronze, Silber oder Gold. Außerdem werden meist nur Standardprodukte wie in diesem Fall Investmentfonds bewertet. Die haben aber - anders als etwa Wind- oder Solarparks - kaum eine realwirtschaftliche Finanzierungsfunktion.
Kurz vor Weihnachten wird das FNG-Siegel erstmals vergeben. Wegen der überraschend großen Nachfrage aus der Investmentbranche und dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand wurde die Preisvergabe in einem Berliner Hotel kürzlich um einen Monat verschoben.
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