Winter in der S-Bahn
Sarah Liebigt legt sich schon mal die dicken Socken zurecht
Es wirke, als ginge der Herbst nahtlos in den Frühling über, schreibt Kollege Kammer in der Vorschau auf den Hauptstadtwinter in der S-Bahn. Damit hat er recht, allerdings: Der Winter ist schon längst da. Sogar mit Eis und er steckt auch schon im ÖPNV-Netz: Zwischen dem U-Bahnhof Brandenburger Tor und der Tunnelbohrmaschine ist auf der (auszubauenden) Linie U 5 ein feuchter Fleck bemerkt worden. Der wurde vereist, wie es hieß.
Eis im U-Bahntunnel ist was Neues im Berliner Nahverkehr. Eis an der S-Bahn hingegen nicht. Sobald die erste Flocke fällt, bricht der Verkehr zusammen. Busse bleiben stecken in unsichtbaren Schneewehen, Straßenbahnen fahren Schritttempo, damit sie nicht ausrutschen und die S-Bahn fährt, wie der Berliner weiß, gleich gar nicht mehr. Deswegen frieren dann auch immer die Frontscheiben zu: Wer nichts sieht, sollte nicht fahren, das lernt man, wenn man das erste Mal in einem Auto hinter eisgrauen Scheiben sitzt, weil niemand Handschuhe dabei hat und deswegen niemand kratzen will.
Eiskratzer gibt es bei der S-Bahn auch nicht. Stattdessen gibt es, wie der Kollege aufgedeckt hat, Schneebesen. Nun wundert mich auch gar nichts mehr. Schneebesen taugen bekanntlich nicht zur Entfernung von Eispampe, sondern zum steif schlagen von Eiweiß. Klingt ähnlich, sieht auch aus wie flockiger Schnee, ist aber keiner.
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