Herbizide bedrohen geschützte Gebiete

Studie belegt starke Belastung von Teichen und anderen Kleingewässern in Mecklenburg-Vorpommern

  • Lesedauer: 2 Min.
Seit Jahren fordern Umweltschutzverbände und Grüne eine zurückhaltende Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Eine nun in Schwerin vorgelegte Studie zeigt die Belastung selbst in Schutzgebieten.

Schwerin. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft bedroht nach Ansicht von Umweltverbänden und Grünen nicht nur die Existenz seltener Tiere, sondern gefährdet auch die Gesundheit des Menschen. »Selbst bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind Schädigungen von Pflanzen und Tieren nicht auszuschließen. Das Herbizid Glyphosat wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt sogar als wahrscheinlich krebserregend eingestuft«, sagte die Abgeordnete des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern Ursel Karlowski.

Sie kündigte für die Landtagssitzung in der kommenden Woche in Schwerin einen Antrag an, mit dem die Zulassung des umstrittenen Wirkstoffs Glyphosat zumindest befristet ausgesetzt werden soll. Deutsche Behörden schätzen laut Karlowski die Gesundheitsgefahren bislang geringer ein als die WHO. »Bis diese Frage geklärt ist, sollte es ein Moratorium geben«, warb die Oppositionspolitikerin um Zustimmung auch bei den Schweriner Regierungsparteien SPD und CDU. Die Grünen hatten gemeinsam mit den Umweltverbänden BUND und Nabu sowie dem Anglerverband Mecklenburg-Vorpommern eine Studie zur Belastung von Kleinstgewässern in Auftrag gegeben. Dabei zeigte sich, dass selbst Teiche in Gebieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützt sind, Pestizidspuren aufwiesen. In zwölf der untersuchten 15 Teiche hätten Experten gesundheitsgefährdende chemische Substanzen gefunden, »am häufigsten Glyphosat und sein Abbauprodukt AMPA«, so Karlowski.

»Kleingewässer wie die sogenannten Sölle sind auf den weitgehend intensiv genutzten Ackerflächen oft das letzte Rückzugsgebiet für seltene Arten«, sagte BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag. Deshalb würden solche Lebensräume den eigentlichen Schutzgegenstand in großen FFH-Gebieten bedeuten. »Wenn selbst in diesen Gebieten Giftstoffe aus der Landwirtschaft in die Gewässer gelangen, dann ist Naturschutz hier nicht gewährleistet«, kritisierte Cwielag. Die SPD/CDU-Landesregierung in Schwerin sei in der Pflicht, »die ökologisch wichtigen Kleingewässer durch entsprechende landesrechtliche Vorschriften vor giftigen chemischen Substanzen zu schützen«. Akut gefährdet sind nach Angaben von Nabu-Geschäftsführerin Rica Münchberger bereits Rotbauchunke und Kammmolch, die fast nur noch im Nordosten vorkämen.

Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) versicherte in einer Mitteilung, dass sein Haus das Thema der Belastung von Gewässern mit Pflanzenschutzmitteln sehr ernst nehme, regelmäßig würden Prüfungen vorgenommen. »Auch wir mussten feststellen, dass die Befundhäufigkeit hoch ist und hier Defizite vorhanden sind«, räumte Backhaus ein. Das Ministerium fördere daher Landwirte, »die an breit angelegten Agrarumweltmaßnahmen auf freiwilliger Basis teilnehmen wollen«. Die Umweltverbände halten eine solche freiwillige Mitarbeit für wirkungslos und fordern klare Vorgaben und schärfere Kontrollen. dpa/nd

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