Clinton muss sich kaum fürchten

USA: TV-Debatten der rechten Präsidentschaftsbewerber machen eher müde

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehrere republikanische US-Präsidentschaftsanwärter haben sich bei ihrer vierten TV-Debatte gegen einen höheren Mindestlohn ausgesprochen.

Vor ein paar Tagen wurden Donald Trump und Ben Carson auf ganz spezielle Weise geadelt. Weil die beiden Republikaner im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei laut Meinungsumfragen zurzeit an der Spitze liegen, werden ihnen jetzt besondere Sicherheitskräfte zur Seite gestellt. Zumal sie laut Presseberichten schon mehrere Morddrohungen erhalten haben sollen. Wie beim amtierenden Präsidenten Barack Obama hätten die Männer und Frauen des Secret Service nun auch ein Auge auf die beiden Bewerber für das Weiße Haus, so Heimatschutzminister Jeh Johnson gegenüber dem Fernsehsender »ABC News«.

Machen sie allerdings so weiter wie bei der vierten TV-Debatte der aussichtsreichsten konservativen Kandidaten am Dienstagabend (Ortszeit) in Milwaukee, könnten sie dieses Privileg bald wieder verlieren. Denn nicht nur der ohnehin zur Schlaftablette neigende Carson, auch der der sonst so schrille Trump blieben an diesem Abend blass und »haben sich im Rudel verloren«, wie es die »New York Times« formulierte. Überhaupt scheint schon nach der Hälfte des Debattenmarathons die Luft ein wenig raus zu sein. Die Runde in Milwaukee war die letzte bis Mitte Dezember.

Selbst Trump fällt es offensichtlich immer schwerer, für Aufregung zu sorgen, trotz gelegentlicher Buh-Rufe. Seine verbalen »Schikanen werden so alt wie seine Kampflust sich ausdünnt«, kommentiert die »New York Times« am Tag danach. Und Haussender »Fox News« schätzt ein: »Trump wird von der Routine gelangweilt - und sogar von sich selbst.« Dass Jeb Bush ein solches Podium so gar nicht mag, konnte man auch schon zuvor bemerken. Dabei braucht er dringend Erfolgserlebnisse, dümpelt der ursprünglich als Favorit gehandelte Sohn und Bruder früherer Präsidenten aus dem Bush-Clan doch auf den hinteren Rängen des Achterfeldes herum. Doch wie die »New York Times« schreibt, könne der ehemalige Gouverneur von Florida lediglich noch »kraftvoll humpeln«. Und das Blatt sagt jetzt schon sein mögliches Ende voraus.

Und sonst? Ted Cruz holt aus, um zu erläutern, welche fünf Ministerien er zur Kürzung der Staatsausgaben kurzerhand eindampfen würde - doch dann fallen ihm partout nur vier ein. Ein ähnlicher Lapsus kostete Rick Perry vor vier Jahren jede Chance. John Kasich ist nach Einschätzung der »Washington Post« vor allem mürrisch und gereizt. Die besten Noten für ihre sichtbar einstudierten Auslassungen bekommen noch Carly Fiorina und Marco Rubio. Als »klug und diszipliniert« lobt etwa die »New York Times« den Senator aus Florida, aber auch als »glatt«. So gewinnt man erst einmal nicht den Eindruck, dass sich eine mögliche demokratische Spitzenkandidatin Hillary Clinton bei dieser Konkurrenz besonders fürchten müsste. Das gilt auch für Ben Carson, der sich zuletzt vor allem mit Vorwürfen herumschlagen musste, er habe es bei seiner Autobiografie nicht allzu genau mit der Wahrheit genommen.

Inhaltlich standen neben der Einwanderungspolitik dieses Mal vor allem Wirtschaftsfragen im Zentrum. Und hier galt besondere Aufmerksamkeit dem Mindestlohn. Trump und Rubio machten Front gegen eine Anhebung, wie von Clinton und mehr noch Bernie Sanders gefordert. Clinton schwebt eine Steigerung von 7,25 Dollar pro Stunde auf zwölf Dollar vor, Sanders plädiert für eine Verdoppelung. »Ich hasse es zu sagen, aber wir müssen es so belassen, wie es ist«, tönt dagegen Donald Trump. Und Rubio argumentiert: »Wenn man den Mindestlohn erhöht, macht man Menschen nur teurer als eine Maschine.« Am Dienstag waren in den USA Tausende Menschen für einen besseren Mindestlohn auf die Straße gegangen. Sie fordern 15 Dollar pro Stunde. Kommentar Seite 4

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