Kaiserschmarrn
Neue Vorwürfe im DFB-Skandal, doch die zentrale Figur Beckenbauer schweigt eisern
Berlin. Ein Korruptionsskandal um die Weltmeisterschaft 2006, ein zurückgetretener Präsident, ein potenzieller Nachfolger, der politisch lieber die Klappe halten soll - dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ging es wohl noch nie so mies. Der vielleicht Einzige, der brauchbare Aufklärung leisten könnte, ist abgetaucht: Franz Beckenbauer. Der zum »Kaiser« überhöhte WM-Organisator von 2006 hat vor der Vergabe des Turniers an Deutschland einen dubiosen Vertrag mit dem skandalumwitterten FIFA-Funktionär Jack Warner unterschrieben, von dem offenbar mehr DFB-Funktionäre wussten als bisher bekannt.
Dennoch häufen sich die Treuebekundungen und Durchhalteparolen für Beckenbauer. »Wenn ein Freund in Schwierigkeiten ist, dann muss man ihm zur Seite stehen«, warf sich Bayern-München-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in die Bresche. »Ich kenne Franz Beckenbauer als integre Persönlichkeit, der ich nach wie vor vertraue«, erklärte der seinerzeit auch für Sport zuständige Ex-Innenminister Otto Schily (SPD). Beckenbauer, ansonsten allseits jovial und leutselig, hüllt sich indessen weiter eisern in Schweigen und will dem Vernehmen nach nur mit den vom DFB selbst bestellten Ermittlern sprechen. Er sagt tatsächlich seit etlichen Tagen nichts - nicht einmal seinen Klassiker: »Schaun mer mal.«
Offenbar hat der DFB auch noch ein Nachfolgeproblem. Denn der fürs Präsidentenamt favorisierte Schatzmeister Reinhard Grindel, ein CDU-Bundestagsabgeordneter, erhielt vom DFB schon 2013 einen Maulkorb: Nachdem er wegen vorurteilsbeladener Äußerungen zum Thema doppelte Staatsbürgerschaft in die Kritik geraten war, verdonnerte ihn laut »Berliner Zeitung« die DFB-Spitze damals dazu, »parteipolitisch umstrittene Themenfelder« nicht mehr »in den Mittelpunkt seiner politischen Arbeit« zu stellen. wh Seite 12
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