Über 120 Tote bei Anschlägen in Paris

Terroristen greifen das alltägliche Leben in Paris an: Konzerthalle, Restaurants und Cafes, ein Fußballstadion / Schlimmster Anschlag in Frankreich

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Berlin. Zehn Monate nach dem Anschlag auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo« ist die französische Hauptstadt Paris erneut von einer Reihe von Angriffen erschüttert worden – es ist der schlimmste Anschlag in der Geschichte Frankreichs: Bei der Terrorserie wurden am Freitagabend mindestens 120 Menschen getötet, am Samstagmorgen war von bis zu 149 Opfern die Rede. Alleine bei einem Angriff auf eine ausverkaufte Konzerthalle gab es nach Polizeiangaben etwa hundert Todesopfer. Doch deuten verschiedene Informationen, darunter aus Justizkreisen, auf eine noch höhere Opferzahl hin. Die nahezu zeitgleichen Anschläge in Paris sind am Freitagabend an mindestens sechs verschiedenen Orten in der französischen Hauptstadt verübt worden. Die Anschläge wurden am nördlichen Stadtrand von Paris in der Nähe des Fußballstadions Stade de France sowie im östlichen Zentrum von Paris nicht weit vom Platz der Republik ausgeführt. Ein Überblick:

Konzertsaal Bataclan: Mindestens hundert Tote

Mindestens vier schwer bewaffnete, unmaskierte Männer stürmen während eines Rockkonzerts in das Gebäude und eröffnen das Feuer. Dabei schreien sie »Allah Akbar« (Gott ist groß). Es folgt eine fast dreistündige Geiselnahme in dem Konzertsaal am Boulevard Voltaire. »Ich habe sie ganz klar zu den Geiseln sagen hören 'Hollande ist Schuld, euer Präsident ist Schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen.' Sie haben auch über den Irak gesprochen«, berichtet der 35-jährige Augenzeuge Pierre Janaszak später. Ein anderer sagt: »Die Typen sind gekommen, sie haben am Eingang begonnen zu schießen.« Die Polizei stürmt den Konzertsaal kurz vor 0.30 Uhr, der Einsatz ist gegen 01.00 Uhr beendet. Hundert Menschen sind tot, darunter vier Angreifer. Drei von ihnen haben sich mit einem Sprengstoffgürtel selbst in die Luft gesprengt. Der vierte, der auch einen solchen Gürtel trägt, wird von Polizeikugeln getroffen und beim Fallen explodiert auch sein Sprengstoff.

Fußballstadion Stade de France: Mindestens vier Tote

Fast zeitgleich zum Angriff auf den Konzertsaal ereignet sich um 21.20 Uhr in der Umgebung des Stadions im Norden von Paris eine erste Explosion. Dort soll nächstes Jahr im Juli das Finale der Fußball-Europameisterschaft stattfinden und nicht weit davon, in Bourget, soll am 30. November die große, internationale Klimakonferenz abgehalten werden. Es folgen weitere Explosionen, eine in der Nähe eines McDonald's-Restaurants. Präsident Hollande, der bei dem Fußballspiel Frankreich-Deutschland am Freitagabend ebenso anwesend war wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wird sofort in Sicherheit gebracht. Die Ein- und Ausgänge zum Stadion werden abgeriegelt. Vier Menschen werden bei der Detonation getötet, darunter drei Angreifer, die wie im Bataclan Sprengstoffgürtel zünden.

Rue de la Fontaine au Roi: Mindestens fünf Tote

Wenige hundert Meter vom Bataclan entfernt ist die Terrasse der Pizzeria »La Casa Nostra« das Ziel eines Anschlags. Fünf Menschen werden durch Schüsse aus einer automatischen Waffe getötet, wie der 35-jährige Augenzeuge Mathieu berichtet. »Es waren mindestens fünf Tote um mich herum, andere auf der Straße, überall Blut.« Ein anderer Zeuge sieht »einen schwarzen Ford Focus«, aus dem geschossen wird.

Boulevard Voltaire: Ein Toter

Nach Angaben aus Justizkreisen gibt es auch dort einen Angriff mit einem Toten. Unklar ist aber, wie weit dieser Ort vom Bataclan entfernt ist. Später heißt es, ein Attentäter habe auf dem Boulevard Voltaire seinen Sprengstoffgürtel zur Explosion gebracht und sei tot.

Rue Alibert/Rue Bichat: 14 Tote

Etwas weiter nördlich kommt es an der Ecke der Straßen Bichat und Alibert zu Schüssen auf der Terrasse des Restaurants »Le Petit Cambodge«. Dort werden 14 Menschen getötet. »Es war surreal, alle lagen am Boden, niemand bewegte sich«, erzählt eine Augenzeugin.

Rue de Charonne: 18 Tote

Ähnliche Szenen spielen sich etwas weiter östlich in der Rue de Charonne ab, wo 18 Menschen getötet werden. Ein Mann berichtet, er habe »zwei, drei Minuten« lang Schüsse gehört. Nach seinen Angaben waren ein Café und ein japanisches Restaurant das Ziel der Schüsse. Agenturen/nd

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