Kiew passt der Pass nicht mehr

Klaus Joachim Herrmann über Russisch, Englisch und den Patriotismus

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Kiew passt der alte ukrainische Pass nicht mehr. Bereitwillig entspricht der ukrainische Präsident Bürgerwillen. 25 000 Unterschriften einer Online-Petition genügten ihm am Donnerstag zu einem Akt von Symbolgehalt. Petro Poroschenko machte es zu seinem eigenen Vorschlag, die Pässe der Ukrainer künftig in ukrainischer und statt russischer in englischer Sprache ausstellen zu lassen. Die »Sprache der Okkupanten«, so wünschten es die Bittsteller, wird somit getilgt. Ihnen bescheinigte der Staatschef im schriftlichen Lob eine »patriotische Position«.

Dies Lob gefällt allerdings kaum allen Landsleuten des Präsidenten der Ukrainer. Viele Millionen von ihnen sprechen eben diese russische »Sprache der Okkupanten« und gehören sogar dieser Nationalität an. Nicht wenige von ihnen waren gegen den Kiewer Umsturz ja gerade deshalb aufgebracht worden, weil sie die Absage an ihre Sprache weitere Diskriminierung fürchten ließ. Sie dürften sich nun auf der Krim und im Donbass in ihrer Verweigerung traurig bestätigt finden.

Poroschenkos Sprachenwechsel, der auch die Hinwendung zum Westen illustrieren soll, ist etwas anderes als eine nette Geste des Gedenkens an die »Maidan-Revolution« vor zwei Jahren. Die »patriotische« Begründung ist eine Provokation, die die Spaltung von Land und Bürgern vertieft.

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