Versuchungen und Verhängnisse
Ingolf Bossenz über Islam, Islamismus und die Gefahren der Ideologien
Die jeder islamistischen Bluttat folgende mantramäßige Mahnung, »scharf« zwischen Islam und Islamismus zu trennen, ist durchaus steigerungsfähig: »Islamismus kann man am besten mit dem Islam bekämpfen«, erklärte Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Denn »der Islam erklärt Terror zur Todsünde«. Sogar Papst Franziskus lässt keinen Zweifel: »Der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen.« Es gibt Gründe und Begründungen für eine solche Interpretation, die vor allem den fragilen Frieden innerhalb der vom Terror heimgesuchten oder bedrohten Gesellschaften sichern soll.
Und es gibt Gründe und Begründungen, die dagegen sprechen. Eine Debatte darüber sollte hierzulande selbstverständlich sein. Deutschland war schließlich nicht nur ein Kernland der Aufklärung, es war auch zentral in den Verhängnissen der Ideologien des 20. Jahrhunderts. Glaubenssysteme, die - ob politisch-säkular oder numinos-sakral - absolute Wahrheiten verkünden, bilden stets einen Nährboden für Monströses, um solchen Anspruch zu exekutieren. Da die Politik den Islam wiederholt als zu Deutschland gehörig erklärt hat, ist das Hinterfragen dieses Glaubens durch die Muslime selbst ein möglicherweise frommer, doch gewiss nicht unberechtigter Wunsch. Generalverdacht ist immer eine schlechte Strategie. Generalabsolution aber auch.
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