Portugal: Costa zum Chef der Mitte-Links-Regierung ernannt

Sozialdemokrat kooperiert mit Linksblock und kommunistisch geführter CDU / Mitte-Rechts-Regierung abgelöst / Linkenpolitiker Bartsch hofft: Land aus Merkels europaweitem Spardiktat herauslösen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Portugals konservativer Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva hat den Parteichef der sozialdemokratischen Partido Socialista, António Costa, zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Dies meldete die staatliche Nachrichtenagentur Lusa am Dienstag unter Berufung auf das Präsidialamt. Costa wird eine Minderheitsregierung bilden, die vom Linksblock und der kommunistisch geführten CDU unterstützt wird.

Costa war Bürgermeister von Lissabon, Staatssekretär, Justiz- und Innenminister. Der Sohn eines kommunistischen Schriftstellers und einer Journalistin hatte sich schon mit 14 Jahren der PS angeschlossen. Jorge Sampaio, der von 1996 bis 2006 Staatspräsident war, gilt als sein politischer Ziehvater. Aus den Flügelkämpfen in der Partei ging er als ein hartnäckiger Politiker hervor. Costa stürzte 2014 den damaligen PS-Chef António José Seguro von der Parteispitze, weil er den Stimmenanteil der Sozialisten bei der Europawahl für unzureichend hielt.

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch sagte am Dienstag, »es wäre ein Signal für andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union, wenn es der Mitte-Links-Koalition gelänge, Portugal aus Merkels europaweitem Spardiktat herauszulösen«. Bartsch verwies dazu auf Vorhaben der neuen Mitte-Links-Regierung, Kürzungen bei Gehältern und Renten im öffentlichen Dienst in Teilen zurückzunehmen und den Mindestlohn zu erhöhen.

Zuvor hatten unter anderem die Kapital-Lobby und große Banken Garantien verlangt, nachdem die Linksparteien angekündigt hatten, mehrere Kürzungsmaßnahmen der Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho rückgängig zu machen. Der hatte Anfang Oktober zwar die Wahlen gewonnen, die absolute Mehrheit aber deutlich verfehlt. Cavaco Silva ernannte zunächst seinen Parteifreund Passos Coelho erneut zum Regierungschef. Dieser wurde aber anderthalb Wochen später von der Mehrheit der Linksparteien durch ein Misstrauensvotum im Parlament gestürzt. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.