Befangene Parlamentarier
Aert van Riel über Interessenkonflikte von Bundestagsabgeordneten
Nach dem Grundgesetz sind Bundestagsabgeordnete Vertreter des gesamten Volks und nur ihrem Gewissen unterworfen. Doch weil einige Parlamentarier parallel zu ihrem Mandat Einkünfte aus anderen Tätigkeiten erhalten, liegt der Verdacht nahe, dass sie sich anderen Interessen verpflichtet fühlen. Ein Fall betraf den Rechtsausschuss, in dem der CDU-Politiker Stephan Harbarth mit der Großen Koalition gegen eine Diskussion über den VW-Abgasskandal gestimmt hatte. Harbarth ist auch Vorstandsmitglied einer Kanzlei, die dem Konzern bei der Affäre helfen soll.
Konsequenzen lehnte Parlamentspräsident Norbert Lammert nun ab. Dabei wären diese notwendig. Denn die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft tragen dazu bei, dass die Demokratie ausgehöhlt wird. Mehr Transparenz reicht allein nicht aus. Nachdem Abgeordnete Angaben zu ihren Nebenjobs gemacht hatten, mussten sie sich zuweilen in der Öffentlichkeit rechtfertigen. Doch zu einem allgemeinen Umdenken hat dies nicht geführt. Der Ausschluss von Politikern von einer Abstimmung aufgrund eines Interessenkonflikts ist zwar eine gute Idee, kann aber auch nur teilweise helfen, das Problem zu lösen. Es gibt nämlich eine gesetzliche Grauzone, in der sich Politiker unterschiedlich verhalten können: entweder verantwortungsbewusst oder gewissenlos.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.