»Alles wunderbar« bei Olympia? Immer mehr sagen Nein

Gegner der umstrittenen Hamburger Bewerbung für Sportkommerz-Spektakel hoffen auf Referendum / Umfrage: Nur noch 56 Prozent für Spiele an der Elbe

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Olympia in Hamburg? Die Gegner der umstrittenen Bewerbung hoffen wenige Tage vor dem Referendum in der Hansestadt auf ein Nein. Und dafür gibt es Gründe: »In den letzten Monaten sind die Zustimmungswerte für Olympia in den Umfragen ja deutlich gesunken«, sagte Dirk Seifert von der NOlympia-Bewegung. »Würden wirtschaftlich Interessierte und Macht-Eliten nicht mit Millionen Euro schweren Werbekampagnen für das Ja werben, wäre das vermutlich noch viel deutlicher.« Dass an Olympischen Spielen »alles wunderbar sein soll, wie es die Werbung verspricht, glaubt vermutlich kaum jemand«.

Werbung machen freilich auch die Kritiker. Seit dem frühen Dienstagmorgen tauchten in der Stadt überall Kreidezeichnungen mit Anti-Olympia-Parolen auf. Bisher haben mehr als 40 Prozent der 1,3 Millionen wahlberechtigten Einwohner ihre Stimme abgegeben. Noch im Frühjahr schien das Olympia-Referendum in Hamburg ein Selbstläufer zu werden. 64 Prozent der Bürger waren pro Sommerspiele 2024. Doch kurz vor Ablauf des Referendums wittern die Gegner Morgenluft. Nur noch 56 Prozent wollen nach einer aktuelleren Umfrage Spiele an der Elbe.

Umweltaktivist Seifert hält die Olympischen Spiele, wie sie heute organisiert und betrieben werden, für grundsätzlich reformbedürftig: »Es wäre eigentlich besser, wenn die künftig immer dort ausgetragen würden, wo sie erfunden wurden: in Griechenland. Das wäre erheblich wirtschaftlicher, umweltschonender.« Inzwischen gehe es um viel zu viel Geld im Spitzensport, und wo großes Geld locke, sei Korruption nicht weit.

Doch es gibt noch weitere Bedenken. Die einen fürchten um den Naturschutz, andere beklagen fehlende Nachhaltigkeit, Dritte warnen vor einer Kostenexplosion bei Mieten. »Olympia betrifft so viele unterschiedliche Handlungsfelder«, sagte Seifert.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte derweil, die Hansestadt und der Bund seien in guten Gesprächen über den Finanzplan für die Sommerspiele 2024. Es dauere aber lange, weil es um viel Geld gehe. Der Hamburger Senat will, dass der Bund 6,2 Milliarden Euro zuschießt. 1,2 Milliarden will die Hansestadt übernehmen. Kurz vor dem Referendum und nach einem Treffen mit dem Regierungden SPD-Bürgermeister Olaf Scholz sagte de Maizière zudem: »Angesichts der Terrorlage soll jeder wissen, dass Deutschland sichere Spiele veranstalten kann.« Eine Einigung über die Verteilung der Olympia-Kosten zwischen Bund und Stadt gibt es allerdings noch nicht.

»Drei Tage vor dem Referendum stehen de Maizière und Scholz mit leeren Händen da«, kommentiert entsprechend Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. »Die Luftnummer des Innenministers passt zu den vielen Luftbuchungen bei Olympia. Die Hamburgerinnen und Hamburger sind jetzt kein Stück schlauer, ob und wie sich der Bund an dem finanziellen Risiko beteiligt. Bei so vielen Fragezeichen kann nur ein Nein zu Olympia die richtige Entscheidung sein.« Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -