Französischer Tabubruch?

Roland Etzel zu den Ergebnissen von Hollandes Moskau-Besuch

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer vom Moskauer Treffen zwischen den Präsidenten Hollande und Putin Einigkeit im Bekenntnis zur Bekämpfung des islamisch verbrämten Terrors, namentlich des Islamischen Staates (IS), erhofft hatte, dem wurden jede Menge kraftvolle Aussagen geboten. An deren Belastbarkeit darf man allerdings zweifeln. Es ist wahr: Moskau wie Paris haben zu Hause erhebliche Probleme mit Brutstätten islamisch umwölkter Gewalt. Der eine Präsident denkt da an Brennpunkte im Kaukasus, der andere an die in den Vorstädten seiner Metropole. Und von beiden Krisenherden reichen die Verbindungen in das nahöstliche Kriegsgeschehen zum IS und - wie man sieht - wieder zurück.

Moskau und Paris können sich einigen, aber nur ein wenig. Ihre strategischen Ziele bleiben grundverschieden. Frankreich wie das gesamte westliche Lager, eingeschlossen ihre stockreaktionären Verbündeten der Region mit Saudi-Arabien an der Spitze, betreiben - aus welchen Gründen auch immer - den Sturz Assads; komme danach, was wolle.

Russland wiederum möchte im Nahen Osten präsent bleiben und weiß sehr genau, dass dies nur mit Assad geht. Der Westen weiß das übrigens auch. Es sagt dort momentan nur keiner so direkt. Man möchte, dass Russland eine Leistung erbringt, den Preis dafür aber erst danach oder gar nicht verhandeln. Der »Tabubruch« von Frankreichs Außenminister Fabius, man könne ja Assads Truppen in den Anti-IS-Kampf einbinden, ist auf jeden Fall listig, denn er lässt alle Möglichkeiten offen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.