Ein Nein zum Sport

Oliver Kern bedauert, dass Hamburg nun nicht zeigen kann, dass Olympia auch anders geht

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass nun auch die Hamburger eine Bewerbung um Olympische Spiele in ihrer Stadt abgelehnt haben, ist schade. Zumal die Entscheidung, die akzeptiert werden muss, auf rückwärtsgewandten Argumenten beruht, die Olympiagegner schon zuvor in Bayern und Berlin verbreitet haben:

Sie kritisieren explodierende Kosten für Olympische Spiele und wählen dabei ein Projekt ab, das endlich mal von Anfang an alle Kostenpunkte aufzählte, realistische Zahlen ansetzte und sogar Preissteigerungen mit einrechnete. Im Hamburger Finanzplan waren mehr potenzielle Stellen für Einsparungen als Gefahren für Kostenexplosionen enthalten, doch nur wenige haben sich die Mühe gemacht, ihn zu lesen. Lieber zeigt man auf frühere Projekte, in denen Politiker und Olympiamacher ihre Bürger bewusst getäuscht hatten.

Zum Autoren

Oliver Kern ist Sportredakteur und berichtete dreimal für »nd« von Olympia.

Sie kritisieren geheime Knebelverträge des Internationalen Olympischen Komitees und weigern sich zuzugeben, dass das IOC erstmals schon vor einem Referendum den Gastgebervertrag mit allen Pflichten, Rechten und garantierten Zuwendungen veröffentlicht hat. Natürlich greift die Reformagenda 2020 noch zu kurz, aber Fortschritte zu negieren, ist nicht besonders förderlich, wenn man weitere verlangen will.

Sie kritisieren Korruption im IOC und bei Staatsführungen anderer Länder. Dabei nehmen wir uns selbst die Chance zu zeigen, dass es auch anders geht. Wenn wir Olympia immer wieder ablehnen und so nicht zeigen können, wie die Spiele kleiner, nachhaltiger und billiger zu veranstalten wären, dürfen wir dann noch darüber meckern, wenn das IOC die Winterspiele 2022 nach Peking vergibt oder die Sommerspiele 2024 womöglich an Viktor Orbans Budapest?

Ein beliebtes Argument der Olympiagegner lautete stets, die elf Milliarden Euro hätten in Hamburg für viel wichtigere Dinge als Olympia ausgeben werden sollen. So sehr das theoretisch stimmt, so falsch wird es sich nun in der Praxis erweisen. Nun werden der Bund, das IOC und die Olympiasponsoren ihren Anteil von zehn Milliarden an anderer Stelle investieren. Es bleiben höchstens die 1,2 Milliarden, die Olaf Scholz aus der Stadtkasse zugesagt hatte. Ob damit neue S-Bahnhöfe, Brücken und 8000 Wohnungen gebaut werden und die Stadt barrierefrei gemacht wird, wie es für die Paralympischen Spiele geplant war, ist schon mathematisch nicht zu erwarten.

Von der Sanierung maroder Sportanlagen für den Schul- und Breitensport ist da noch gar nicht die Rede. Sport für alle wird im nächsten Wahlprogramm der LINKEN wohl wieder keinen wichtigen Platz einnehmen. Dabei war es so ein schönes Argument gegen die Spiele der ach so elitären Spitzensportler.

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