Harsche Kritik an Bewertung von Glyphosat
Wissenschaftler werfen Behörden Fehler vor
Berlin. Im Streit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat haben 96 Wissenschaftler aus aller Welt den europäischen Behörden gravierende Mängel vorgeworfen. In einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis kritisieren sie, dass die Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) den Stoff kürzlich als »wahrscheinlich nicht krebserregend« eingestuft hat. Auch gegen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erhoben sie Vorwürfe.
In dem Schreiben fordern die Wissenschaftler die EU-Kommission auf, bei ihren Entscheidungen »die fehlerhafte Bewertung der Efsa nicht zu beachten«. Die Analyse des BfR sowie die darauf aufbauende Bewertung der Efsa enthielten schwerwiegende Mängel, schreiben die Forscher in dem Brief. Sie seien in Teilen »wissenschaftlich inakzeptabel«, ihre Sprache »irreführend«. Außerdem seien die Ergebnisse »durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt« und »nicht auf offene und transparente Weise erzielt worden«. Hingegen hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung den Wirkstoff im Frühjahr als »wahrscheinlich krebserregend für Menschen« bewertet. Diese Analyse sei »mit Abstand die glaubwürdigere«, unabhängig und transparent, heißt es weiter.
Die Risiken des weltweit am meisten verkauften Pestizids sind seit langem umstritten. Umweltschützer halten den Stoff für hochgiftig und fordern ein Verbot von Glyphosat. Die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels in der EU läuft im Sommer 2016 aus, für die Hersteller geht es um Milliardenumsätze. Für eine neue Genehmigung müssen die Risiken des Unkrautvernichters neu bewertet werden. Ob das Mittel weiter eingesetzt werden kann, entscheidet die EU-Kommission, die sich dabei auf das Urteil der Efsa und des BfR stützt. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.