Berlin Volleys fürchten Verzerrung

Russische Klubs weigern sich, in der Türkei zu spielen

  • Lesedauer: 2 Min.

Die politischen Spannungen zwischen der Türkei und Russland haben immer mehr Auswirkungen auf den Sport. Nachdem der russische Fußballverband seinen Vereinen untersagt hat, türkische Fußballer zu verpflichten, traten am Dienstagabend gleich zwei russische Volleyballklubs »wegen Sicherheitsbedenken« nicht zu ihren Champions-League-Spielen in der Türkei an.

Russlands Sportminister Witali Mutko, der auch Fußball-Verbandspräsident ist, verschärfte den Ton am Mittwoch noch. Hatten bereits in Russland spielende türkische Fußballer bislang noch Bestandsschutz, dürfen sie ihre Verträge nun wohl nicht mehr verlängern. »Noch sind sie hier«, sagte Mutko, »aber in Zukunft werden sie es nicht mehr sein.« Das dürfte auch Serdar Tasci betreffen. Der deutsche Nationalspieler von Spartak Moskau besitzt auch die türkische Staatsbürgerschaft.

Die FIFA, die Verbände bei jedweder Einmischung der Politik sonst rigoros suspendiert, reagierte zurückhaltend. Sie beobachte die Situation und entscheide von Fall zu Fall, »sollte es den Anschein haben, dass FIFA-Regularien gebrochen werden«, sagte ein Sprecher lediglich.

Die Weigerung der Volleyballer, in die Türkei zu reisen, könnte derweil auch Auswirkungen auf den deutschen Vizemeister Berlin Volleys haben. Sie spielen mit Belogorie Belgorod und Arkas Izmir in einer Gruppe. Vom russischen Titelfavoriten Belgorod war erwartet worden, dass er ungeschlagen als Erster in die nächste Runde einzieht. Berlin und Izmir streiten um Platz zwei, der auch noch zum Weiterkommen reichen könnte. Dabei sind die Volleys aber darauf angewiesen, dass Belgorod Izmir keine Punkte schenkt.

Bis zum Mittwochabend weigerte sich der europäische Volleyballverband CEV zu entscheiden, ob Izmir der Sieg zugesprochen wird oder das Spiel nachgeholt werden soll. Eine Bestrafung würde indirekt bedeuten, dass der CEV den russischen Sicherheitsbedenken keinen Glauben schenkt. Ob er sich politisch so weit aus dem Fenster lehnen will, ist fraglich. Trotzdem beobachtet Berlins Manager Kaweh Niroomand das Treiben genau: »Wir warten erst mal ab, was der CEV entscheidet«, sagte er »nd«. »Aber sollte Izmir einfach nur das Spiel zugeschrieben werden, hielte ich das für Wettbewerbsverzerrung.« oh

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -