Geflüchteter stirbt an griechisch-mazedonischer Grenze
Polizei setzt anschließend Tränengas gegen protestierende Flüchtlinge ein
Idomeni. Inmitten der angespannten Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze ist ein Flüchtling durch einen Stromschlag ums Leben gekommen. Der vermutlich aus Marokko stammende Mann sei nahe der Grenze zu Mazedonien auf einen Eisenbahnwaggon gestiegen und dabei mit dem Kopf an eine Hochspannungsleitung gekommen, sagte der örtliche Polizeisprecher Petros Tanos. Mehrere Marokkaner hätten daraufhin die Leiche des Migranten genommen und unter dem Ruf »Allahu Akbar« (Gott ist groß) zum Grenzübergang getragen.
Die griechische Polizei setzte Tränengas ein, um die Gruppe zurückzudrängen. Auch andere am Grenzübergang wartende Migranten wurden zurückgedrängt. Am Samstag war ein 24 Jahre alter Marokkaner auf dieselbe Weise ums Leben gekommen. Medienberichten zufolge steigen die Geflüchteten auf Eisenbahnwaggons, um einen Blick auf das nur rund 500 Meter entfernte mazedonische Staatsgebiet zu erhaschen. Die Züge stehen in Grenznähe, weil sie von den Menschen aus Protest gegen die Schließung der mazedonischen Grenze an der Weiterfahrt gehindert werden.
Angespannte Lage an griechisch-mazedonischer Grenze
Die Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze ist seit Tagen angespannt. Viele Flüchtlinge sitzen dort fest, nachdem Mazedonien am 19. November entschieden hatte, nur noch Syrer, Afghanen und Iraker durchzulassen. Der Zugverkehr zwischen Griechenland und Mazedonien ist unterbrochen, weil iranische Flüchtlinge aus Protest die Bahngleise im Niemandsland blockieren. Einige von ihnen haben sich den Mund zugenäht.
Am Donnerstag gab es auch Zusammenstöße zwischen unterschiedlichen Gruppen von Flüchtlingen. Migranten, die gemäß der mazedonischen Regelung die Grenze überqueren dürfen, aber dennoch warten mussten, und andere, die nicht durchgelassen werden, bewarfen sich gegenseitig mit Steinen.
Am Mittwoch war die Lage ebenfalls eskaliert: Etwa 500 überwiegend aus Pakistan, Bangladesch und Marokko stammende Flüchtlinge versuchten, die Grenze nach Mazedonien zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas ein und stoppte vorläufig alle Migranten - auch diejenigen, die im Prinzip durchgelassen werden. Rund 2500 Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan drängten sich am Donnerstag zusammen mit rund 3000 Migranten aus anderen Ländern am Grenzübergang.
Mazedonien, Serbien und Kroatien liegen auf der sogenannten Balkanroute, über die hunderttausende Menschen in EU-Länder fliehen. Ein Großteil von ihnen will nach Deutschland weiterreisen. Um den Flüchtlingsandrang zu stoppen, errichtete Mazedonien inzwischen einen Grenzzaun zu . AFP/nd
Lesen sie dazu auch:
Gestrandet am Flaschenhals von Gevgelija: Protestaktionen an der Grenze zu Mazedonien
Flüchtlinge an mazedonischer Grenze nähen sich Mund zu: Mehrere Hundert Asylsuchende stecken fest
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.