Pegida-Kritiker fordern mehr Schutz vor Übergriffen

»Herz statt Hetze« legt Dokumentation zur Gewalt am Jahrestag der fremdenfeindlichen Demonstration am 18. Oktober in Dresden vor

  • Lesedauer: 2 Min.

In Erinnerung blieb der erste Jahrestag der fremdenfeindliche Pegida-Proteste am 19. Oktober in Dresden vor allem durch eine Person: Gastredner Akif Pirincci und dessen wirren Äußerungen. Deutlich weniger Beachtung fanden in den Tagen danach hingegen die zahlreichen Übergriffe auf Pegida-Kritiker, die sich während und insbesondere nach dem Ende des rassistischen Protestes erreigneten. Gegendemonstranten wurden mit Böllern beworfen, mehrere Gruppen von Neonazis gingen in der Innenstadt wiederholt auf Pegida-Kritiker los. Ihr Ende findet die gewalttätige Nacht schließlich am Hauptbahnhof in Leizig, wo Rückkehrer aus Dresden von Rechtsradikalen mit einem Messer und Stöcken überfallen wurden.

Aus Sicht des Organisationskreises »Herz statt Hetze«, der zu Protesten gegen die wöchentlichen Pegida-Demonstrationen mobilisert, zeige die die Gewalt vor allem ein massives Versagen der Sicherheitsbehörden. Zur Dokumentation der Vorfälle rund um den 19. Oktober hat die Initiative nun eine 56-seitiges Papier vorgelegt, das Augzenzeugenberichte des betreffenden Abends in der sächensischen Landeshauptstadt sammelt. Damit wolle »Herz statt Hetze« das »Ausmaß der Nazigewalt, die Überforderung der Polizei, ja sogar Straftaten von Polizisten gegen friedliche Teilnehmer« ausführlich belegen. Viele Betroffene hätten nicht die Möglichkeit gehabt, mit ihrer »erschütternden Erlebnissen von Angst und Bedrohung bis zu körperlicher Verletzung« in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, erklärt Rita Kunert für den Organisationskreis.

Politisch solle die vorgelegte Dokumentation auch dazu dienen, Landespolitik und Polizei wachzurütteln.»Wir fordern die Stadt Dresden und die sächsische Polizei auf, endlich strafbare Hetzreden und Gewalt der Pegida-Anhänger wirksam zu unterbinden und die Menschen zu schützen, die sich mit uns für Menschlichkeit und Demokratie und gegen Rassismus engagieren«, so Kunert.

Als Folge der Ereignisse stellt »Herz statt Hetze« deshalb drei Forderungen an die Stadt Dresden sowie die Sicherheitsbehörden auf. Die Verwaltung müsse strengere Auflagen gegen die Pegida-Versammlungen erlassen, etwa durch genauere Kontrolle anreisender Teilnehmer sowie ein schnelleres Einschreiten bei Zwischenfällen. Zudem müssten Proteste gegen Pegida-Veranstaltungen versammlungsrechtlich besser behandelt werden, etwa etwa bei der Zuweisung von Versammlungsorten. nd/rdm

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -