»Ich will einfach nur leben«
Geflüchtete erzählen, was sie sich wünschen
Berlin. Es riecht nach Essen. Seit dem späten Nachmittag herrscht Trubel in der Gemeinschaftsküche am Berliner Kaiserdamm. Im Aufenthaltsraum gegenüber ist es mindestens genauso laut. Russisch, Arabisch, Farsi, Englisch, Vietnamesisch klingen durcheinander. Eine lebhafte, bunte Atmosphäre wie in einer x-beliebigen Absteige irgendwo in der Welt.
Doch die Menschen in diesem ehemaligen Hostel in Berlin sind nicht freiwillig hier. Sie sind nicht hier, um heute den Fernsehturm anzugucken und morgen nach Paris weiterzuziehen. Ihre Wünsche, Zukunftsvorstellungen und Hoffnungen sind völlig andere.
In der Debatte über jene, die vor Krieg, Elend und Verfolgung nach Europa fliehen, werden Asylsuchende oft zur bloßen Nummer unter vielen, sie werden als Gefahr dargestellt, zum Problem erklärt.
Wir haben einige von ihnen besucht. Und wir geben in einer ganz speziellen nd-Ausgabe ihren Wünschen und Gedanken einen Raum.
Samah el Hassoun (22) aus Basra, Irak: Einmal nach Alaska reisen
Hassan Alissa, 31 Jahre aus Aleppo, Syrien: Mit der Familie an den Wannsee
Doan Thi Quynh (22) aus Hai Duong, Vietnam: Lernen, was ein Schneemann ist
Hanife und Briali Muhaghgh aus Herat, Syrien: Den Nachwuchs in den Sportverein
Hamdia Mustafa (19) aus Qamishli, Syrien: Einen Kitaplatz für Mohammad
Wahid Abu Shaoub (28) aus Ägypten: Auf der Flucht vor dem Militärdienst
Ghada (35) und Ghayth (2) aus Aleppo, Syrien: Mit den Gedanken in der Heimat
Oleg Petrunin (24) aus der Ukraine: Heirat mit der Freundin
Mohamad Alhajji aus Aleppo, Syrien: »Ich wünsche mir, Syrien würde wieder wie vorher«
Abir und Asma Salim sowie ihre Nichte Lana aus Homs, Syrien: Vom Hörsaal auf die Flucht
Hussain Akbar (39) aus Syrien: »Arbeiten, heiraten, eine Familie gründen«
Saaed aus Afghanistan: Der Ronaldo vom FC Brandenburg 03
Humayhooh aus Afghanistan: Zwei Ronaldos? Dann doch besser Koch!
In der Debatte über jene, die vor Krieg, Elend und Verfolgung nach Europa fliehen, werden Asylsuchende oft zur bloßen Nummer unter vielen, sie werden als Gefahr dargestellt, zum Problem erklärt. Als Menschen, als Individuen mit einer ganz eigenen Geschichte, mit ganz eigenen Wünschen und Zielen ist für sie zwischen rechter Anti-Asyl-Rhetorik und europäischer Flüchtlingsabwehr kein Platz.
Wer sind die Menschen aus Syrien, Irak, Afghanistan, der Ukraine oder Vietnam? Wer sind die Menschen, die zu Tausenden in Zelten, Turnhallen und Hostels leben müssen. Was wünschen sie sich vom Morgen, vom Übermorgen?
»I just want to live.« – »Ich will einfach nur leben«, sagt Oleg Petrunin. Er ist einer der Menschen, die es bis Berlin geschafft haben. Viele von ihnen sind noch Kinder, bundesweit gibt es weit mehr als 60 000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie leben in Heimen, Wohngruppen oder in Pflegefamilien. Wir haben einige von ihnen besucht. Und wir geben in einer ganz speziellen nd-Ausgabe ihren Wünschen und Gedanken einen Raum. sal/tos
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