Eine Frau der klaren Worte

Die Südafrikanerin Nozipho Mxakato-Diseko leitet die größte Verhandlungsgruppe

  • Susanne Götze, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

»Der Klimawandel ist für uns eine Frage von Leben und Tod.« Solche Sätze schreiben Journalisten gern mit. Das ist Klartext im sonst eher drögen Diplomatensprech. Nozipho Mxakato-Diseko ist eine der wenigen Delegierten, die mal gern so etwas vom Stapel lassen. Die 49-jährige Südafrikanerin engagiert sich unermüdlich für die Fraktion der Entwicklungsländer - der »G77 und China« - und muss 134 Staaten zusammenhalten, die rund 80 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Kein leichter Job.

Beruft Diseko eine Pressekonferenz der G77 ein, ist der Saal stets rammelvoll. Denn alle wissen, dass die G77-Präsidentin sich nicht lumpen lässt, wenn es um provokante Zitate geht. Wo andere sich eher diplomatisch zurückhalten, haut Diseko gern erst richtig drauf. Zu den Formulierungen im Vertragsentwurf über Staaten, die Klimahilfen zahlen sollen, erklärt sie: »Wenn meine Kinder aufräumen sollen, dann sage ich auch nicht: ›Kinder, die in der Lage sind aufzuräumen‹, sondern ich sage: ›Kinder räumt auf!‹« Große Heiterkeit im Saal. Das ist Klartext, das ist Diseko!

Die Spitzendiplomatin promovierte in internationaler Politik in Oxford, arbeitete als Botschafterin für den African National Congress (ANC), die ehemalige Anti-Apartheid-Organisation und heutige Regierungspartei von Südafrika. Vom Kampf ihres Landes gegen die Apartheid ist Diseko bis heute geprägt: Der »Norden« - also die alten Industrieländer wie Europa und die USA - sei verantwortlich für den Klimawandel und müsse allein für dessen Folgen aufkommen. Die Entwicklungsländer hingegen sollten entschädigt werden, fordert sie. In ihren Argumenten schwingt die Erfahrung des Kolonialismus stets mit. Die Klimapolitik ist die einzige Chance, dieses Trauma wenigstens ein wenig aufzuarbeiten.

Bei näherem Hinsehen gleicht Disekos G77 eher einem Sack Flöhe, die unter einem Dach alle wild durcheinander verhandeln. Während Saudi-Arabien am liebsten alle Klimaziele aus dem Text streichen will, setzen sich die kleinen Inselstaaten verzweifelt für ein 1,5-Grad-Ziel ein. Doch schützend stellt sich die »Frau der klaren Worte« vor ihre Staatengruppe: »Wir lassen uns nicht spalten.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.