Eine Frau der klaren Worte
Die Südafrikanerin Nozipho Mxakato-Diseko leitet die größte Verhandlungsgruppe
»Der Klimawandel ist für uns eine Frage von Leben und Tod.« Solche Sätze schreiben Journalisten gern mit. Das ist Klartext im sonst eher drögen Diplomatensprech. Nozipho Mxakato-Diseko ist eine der wenigen Delegierten, die mal gern so etwas vom Stapel lassen. Die 49-jährige Südafrikanerin engagiert sich unermüdlich für die Fraktion der Entwicklungsländer - der »G77 und China« - und muss 134 Staaten zusammenhalten, die rund 80 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Kein leichter Job.
Beruft Diseko eine Pressekonferenz der G77 ein, ist der Saal stets rammelvoll. Denn alle wissen, dass die G77-Präsidentin sich nicht lumpen lässt, wenn es um provokante Zitate geht. Wo andere sich eher diplomatisch zurückhalten, haut Diseko gern erst richtig drauf. Zu den Formulierungen im Vertragsentwurf über Staaten, die Klimahilfen zahlen sollen, erklärt sie: »Wenn meine Kinder aufräumen sollen, dann sage ich auch nicht: ›Kinder, die in der Lage sind aufzuräumen‹, sondern ich sage: ›Kinder räumt auf!‹« Große Heiterkeit im Saal. Das ist Klartext, das ist Diseko!
Die Spitzendiplomatin promovierte in internationaler Politik in Oxford, arbeitete als Botschafterin für den African National Congress (ANC), die ehemalige Anti-Apartheid-Organisation und heutige Regierungspartei von Südafrika. Vom Kampf ihres Landes gegen die Apartheid ist Diseko bis heute geprägt: Der »Norden« - also die alten Industrieländer wie Europa und die USA - sei verantwortlich für den Klimawandel und müsse allein für dessen Folgen aufkommen. Die Entwicklungsländer hingegen sollten entschädigt werden, fordert sie. In ihren Argumenten schwingt die Erfahrung des Kolonialismus stets mit. Die Klimapolitik ist die einzige Chance, dieses Trauma wenigstens ein wenig aufzuarbeiten.
Bei näherem Hinsehen gleicht Disekos G77 eher einem Sack Flöhe, die unter einem Dach alle wild durcheinander verhandeln. Während Saudi-Arabien am liebsten alle Klimaziele aus dem Text streichen will, setzen sich die kleinen Inselstaaten verzweifelt für ein 1,5-Grad-Ziel ein. Doch schützend stellt sich die »Frau der klaren Worte« vor ihre Staatengruppe: »Wir lassen uns nicht spalten.«
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