Hamburgs Handballern fehlt wieder mal das Geld
Wenn der frühere Präsident und Mäzen Andreas Rudolph nicht einspringt, droht dem HSV der Lizenzverlust
Die Gehälter zwei Monate nicht bezahlt, der Trainer im fernen Polen, und der zarte sportliche Aufschwung in Gefahr: Der HSV Hamburg gerät einmal mehr in Not. Besonders die Finanzkrise beim Champions-League-Sieger von 2013 verschärft sich.
Unmittelbar wirkt sich die existenzbedrohende Situation auf die Arbeit von Chefcoach Michael Biegler aus, der am Mittwoch gegen die Füchse Berlin letztmals im Jahr 2015 auf der Bank der Hanseaten sitzen wird - dabei stehen danach noch drei Spiele in der Bundesliga an. »Das ist totaler Mist für uns, keine Frage. Aber nach all den Rückschlägen zuletzt ist man ja abgehärtet«, sagte HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek.
Die wirtschaftlichen Nöte der Hamburger hatten für ein Umdenken bei der polnischen Nationalmannschaft gesorgt, die Biegler im Zweitjob betreut. Entgegen der ursprünglichen Planung bereitet der 54-Jährige die Auswahl nun doch in Plock und nicht in der Hansestadt auf die Heim-EM im Januar vor. »Die Umorganisierung stimmt mich traurig«, sagte Biegler: »Der Verband hat sich zu dem Schritt entschlossen, weil die Zusagen nur sehr vage waren, eine störungsfreie EM-Vorbereitung so nicht zu gewährleisten ist.«
Ab dem 14. Dezember ist Biegler damit weg - und der HSV setzt seine sportliche Entwicklung aufs Spiel. Wer im Duell gegen den SC Magdeburg, bei der TuS N-Lübbecke und gegen Frisch Auf Göppingen als verantwortlicher Coach auf der Bank sitzen wird, ist noch nicht bekannt. Zuletzt wurde spekuliert, dass die HSV-Profis Matthias Flohr (derzeit verletzt) und Pascal Hens als Interimsspielertrainer einspringen könnten. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang zur absoluten Unzeit.
Denn in den vergangenen Wochen befanden sich die Hamburger zumindest auf dem Bundesliga-Parkett im Aufwind und sorgten vor allem vergangene Woche mit einem 31:24-Sieg bei der MT Melsungen für ein Ausrufezeichen. Wie oft die Profis derart starke Vorstellung noch abrufen, ohne dafür bezahlt zu werden, ist allerdings fraglich. Die seit Wochen ausstehenden Gehälter drücken stark auf die Stimmung.
Doch die Situation ist schwer zu lösen. Fitzeks schwierige Aufgabe ist es, die Gläubiger zu besänftigen und einmal mehr Andreas Rudolph, den früheren Präsidenten und Mäzen, zu einem Investment zu bewegen - sonst ist wieder die Lizenz in Gefahr. »Ohne weitere Zuwendungen von ihm kommen wir nicht über die Runden«, hatte Geschäftsführer Fitzek bereits im November gesagt: »Wir haben große Probleme.« SID/nd
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