Vorteil für Fernbusse

Bahn offenbar weniger umweltfreundlich als Konkurrenz

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 3 Min.
Erstmals diskutierte am Donnerstag ein Fernbus-Unternehmer mit der Bahnlobby. Dabei kamen überraschende Fakten zu Tage.

»Zum ersten Mal reden wir nicht übereinander, sondern miteinander«. Mit diesen Worten begrüßte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Donnerstag einen ganz besonderen Gast auf der Mitgliedersammlung seines Vereins: Torben Greve, Gründer und Geschäftsführer von MeinFernbus. Das 2011 gegründete Unternehmen ist momentan Marktführer in der Branche. Seit dem Wegfall des Wettbewerbsschutzes für die Bahn im Januar 2013 machen die Fernbusse dem Staatsunternehmen heftige Konkurrenz. Allein für seine Firma rechnet Greve in diesem Jahr mit 20 Millionen Fahrgästen.

Das schmeckte vielen seiner Gesprächspartner an diesem Nachmittag überhaupt nicht. Christian Schreyer etwa, Vorsitzender von Transdev, einem privaten Bahn- und Busunternehmen. Schreyer verwies auf die unfairen Wettbewerbsbedingungen zwischen Schiene und Straße. So müsse sein Unternehmen für die Schienennutzung pro Kilometer zwischen sechs und sieben Euro zahlen. Fernbusse hingegen bräuchten nicht einmal Autobahnmaut zu begleichen. Greve, der früher selbst für die Bahn arbeitete, zeigte sich offen für eine Maut, wenn diese auch für Pkw gelte. Grundsätzlich habe ein Bus die geringeren Kosten, auch weil »das System Schiene ein sehr teures System ist«, so der gelernte Diplomkaufmann. Es ist der Kostenvorteil, der viele in die etwas unbequemeren Busse treibt. Das sah auch Greve so.

Interessant wurde es, als Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt aufs Podium kam: Die Fachgebietsleiterin für Umwelt und Verkehr betonte zwar, dass Bus und Bahn grundsätzlich umweltfreundliche Verkehrsmittel seien, der Bus aber die bessere Ökobilanz habe. Das überrascht, gilt doch vielen die Bahn als grüne Alternative zum Auto. Wenn man Treibhausgasausstoß, Personenkilometer und Auslastung betrachte, so Dziekan, dann sei der Bus im Vorteil, auch wenn die Bahn weniger Stickoxide freisetze.

Indirekt hatte der MeinFernbus-Chef zuvor bereits erklärt, warum seine Flotte besser wegkommt: »Es ist einfacher, einen Bus mit 50 Personen zu füllen, als einen ganzen Zug«. Ein gut ausgelasteter Bus ist umweltfreundlicher als eine halbleere Bahn. Zumal jene ihren Strom größtenteils aus Kohlekraftwerken und AKW bezieht. Zudem verschlechtert sich die Ökobilanz der Bahn durch die neue Konkurrenz noch mal, weil sie deshalb weniger Fahrgäste hat. Richard Mergner vom Umweltverband BUND kritisierte, dass Parallelsysteme entstanden seien, wo beide Verkehrsträger »dieselbe Strecke bedienen«.

Einer jedoch freute sich über die neue Konkurrenz für die Bahn: Michael Ziesack, Vorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), machte deutlich, dass erst die Busse die DB dazu brachten, zum zweiten Mal in Folge auf eine Preiserhöhung im Fernverkehr zu verzichten. Der jüngste Strategiewechsel beim Staatskonzern, der nun wieder mehr Fernverkehrsverbindungen anbieten will, sei ebenfalls den neuen Wettbewerbern zu verdanken.

Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahnergewerkschaft EVG, bemängelte hingegen, dass Fernbusfahrer »total unterbezahlt« seien. So gebe es keinen bundeseinheitlichen Tarifvertrag. Dem hatte selbst Greve nichts entgegenzusetzen.

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