Schlaflos in Paris

Grit Gernhardt sieht Augenringe statt Klimaabkommen

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Schlussspurt scheinen sich die von Beginn an absehbaren Konfliktlinien beim Weltklimagipfel noch zu verschärfen - und die wichtigsten Fragen bleiben auch nach einer weiteren durchverhandelten Nacht ungeklärt.

Nicht nur Säuglingseltern können von acht Stunden Schlaf nur träumen – auch bei den Klimadiplomaten in der französischen Hauptstadt verdunkeln sich die Augenringe von grau zu schwarz. Doch während Eltern immerhin auf ein glücklich lächelndes Baby am Morgen hoffen können, strahlt den Experten nach zwei Wochen Gipfel noch kein fertiger Klimavertrag entgegen. Im Gegenteil: Im Schlussspurt scheinen sich die von Beginn an absehbaren Konfliktlinien noch zu verschärfen.

So blieben die wichtigsten Fragen – Wer bezahlt wofür? Um wie viel Grad darf die Erde sich noch erwärmen? Wie oft sollen die selbstgesteckten Ziele der Länder überprüft werden? – auch nach einer weiteren durchverhandelten Nacht ungeklärt. Nun sollen Einzelgespräche und Kleingruppen den Durchbruch bringen.

Andere grundlegende Fragen, wie konkrete Maßnahmen zur Verminderung der Emissionen, werden gar nicht erst erörtert, bereiten dafür Umweltschützern und jenen, denen der Klimawandel die Lebensgrundlage entzieht, dauerhafte Schlaflosigkeit.

Ob mit Augenringen oder ohne – Konferenzpräsident Laurent Fabius kündigte an, er werde am Samstag morgen früh um 9 Uhr »in der Lage sein, allen Beteiligten einen Vertragstext vorzulegen.« Ein rechtlich einklagbares Abkommen, das den Schutz der Erde über nationale und wirtschaftliche Interessen stellt, ist aber nicht zu erwarten. Dabei wäre dies das einzige, was alle Beteiligten sowie kommende Generationen besser schlafen ließe.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.