Pirna: Molotow-Cocktail auf Flüchtlingsheim geschleudert

Polizei: Nicht der erste Angriff auf die Unterkunft / Sticker mit Aufschrift »Refugees not welcome« gefunden / Berliner Polizei sucht nach Opfer einer möglicherweise fremdenfeindlichen Attacke / Haftstrafe wegen brutaler Attacke auf Asylbewerber gefordert

  • Lesedauer: 5 Min.

Lange Haftstrafe wegen brutaler Attacke auf Asylbewerber gefordert

Eine blutige Attacke auf einen 18 Jahre alten Asylbewerber in einem Zug in Niederbayern sollen drei junge Männer mit langen Haftstrafen büßen. Für einen 24-Jährigen, der sogar mit einem Nothammer auf sein Opfer eingeschlagen hatte, forderte die Staatsanwaltschaft am Montag vor dem Landgericht Regensburg wegen versuchten Totschlags sieben Jahre Haft.

Der 19 Jahre alte Bruder soll wegen gefährlicher Körperverletzung viereinhalb Jahre Jugendhaft erhalten, für einen dritten Angeklagten beantragte die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft. Das Urteil sollte noch am Montagabend verkündet werden.

Eine ausländerfeindliche Gesinnung sei den Angeklagten nicht nachzuweisen, betonte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler. »Rassismus war nicht das Motiv für die Tat. Sie wäre auch passiert, wenn das Opfer Deutscher gewesen wäre.« Die Attacke sei eine Mischung aus »falschem Stolz und Machogehabe gewesen«.

Die Verteidiger der beiden Brüder forderten die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Die Tat sei durch den erheblichen Drogenkonsum bedingt. Durch die jahrelange Einnahme von Drogen sei sein Mandant zum »asozialen Verbrecher und zum Schläger« geworden, sagte der Verteidiger des älteren Bruders. Er forderte zudem eine geringe Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, um rasch mit der professionellen Therapie beginnen zu können.

Die Verteidigerin des dritten Angeklagten forderten Freispruch für ihren Mandanten. Der 26-Jährige habe zwar den älteren Bruder zum Tatort begleitet, sich aber nicht an der Tat beteiligt und die Brüder sogar dazu gebracht, von dem Opfer abzulassen. Alle drei Angeklagten sind wegen Körperverletzung vorbestraft.

Die 19 und 24 Jahre alten Brüder hatten zugegeben, wenige Tage vor Weihnachten, den jungen Mann aus Mali in Niederlindhart (Landkreis Straubing) attackiert zu haben, als dieser den Regionalzug verlassen wollte. Sie zogen ihm die Jacke über den Kopf, schlugen und traten auf den 18-Jährigen ein. Zudem schlug der ältere Bruder zweimal mit einem spitzen Notfallhammer zu.

Der Attacke war nach Angaben der Angreifer eine Provokation des Opfers vorausgegangen. Ein rassistisches Motiv hatten sie bestritten. Der 18-Jährige aus Mali hatte bei der Attacke eine Gehirnerschütterung sowie zwei Platzwunden und Prellungen am Kopf erlitten und musste drei Tage im Krankenhaus bleiben.

Brand in Herxheim: Polizei sucht unbekannten Fußgänger

Nach dem Brand in einer Einrichtung für Flüchtlinge im südpfälzischen Herxheim vom vergangenen Donnerstag erhoffen sich die Ermittler Hinweise von einem bislang unbekannten Fußgänger. Der Mann sei den Rettungskräften in der Nähe des Waldstadions aufgefallen, als sie zum Brandort gefahren seien, sagte eine Polizeisprecherin am Montag in Ludwigshafen. Er werde gebeten, sich zu melden: »Wir hoffen, dass er etwas gesehen hat.«

Das Feuer war aus bislang unbekannter Ursache in einem Tribünengebäude des Stadions ausgebrochen und hatte eine Kleiderkammer des DRK mit Sachen für Flüchtlinge zerstört. Außerdem beschädigte die Hitze im Stockwerk unter der Kammer die Wohnräume von neun Flüchtlingen. Sie konnten sich unverletzt retten.

Zu einem Video, das die Ermittler im Zusammenhang mit dem einige Tage zuvor verübten Brandanschlag auf eine geplante Asyl-Unterkunft in Herxheim veröffentlicht haben, sind nach Angaben der Sprecherin bisher »gut über 30 Hinweise« eingegangen. Daraus ergäben sich neue Ermittlungsansätze. Das Video zeigt zwei dunkel gekleidete Männer mit teilweise vermummten Gesichtern, die an einer Tankstelle in der Nähe des Tatortes Kanister mit Kraftstoff befüllen. In die Unterkunft sollen demnächst 800 Flüchtlinge einziehen.

Opfer nach möglicher fremdenfeindlicher Attacke gesucht

Die Berliner Polizei sucht eine junge Frau, die offenbar Opfer eines fremdenfeindlichen Angriffs geworden ist. Die asiatisch aussehende, etwa 25-jährige Frau hatte bereits am 3. September 2015 in der Nähe des Potsdamer Platzes telefonierend auf einer Bank gesessen, als sich eine andere Frau von hinten näherte und ihr unvermittelt ins Gesicht schlug, wie die Polizei am Montag in Berlin mitteilte. Die Angreiferin flüchtete danach.

Nach einem anonymen Hinweis und einem Video konnte die Polizei eine 30-Jährige als Tatverdächtige ermitteln. Hintergrund des Übergriffs war offensichtlich eine Wette zwischen Mitarbeitern eines nahe gelegenen Restaurants, hieß es. Fremdenfeindliche Motive könnten aber ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Der Polizeiliche Staatsschutz sucht nun Zeugen, die Hinweise zum Opfer oder zu dem Vorfall machen können.

Pirna: Molotow-Cocktail auf Flüchtlingsheim geschleudert

Leipzig. In der Nacht vor dem Einzug der ersten Bewohner ist im sächsischen Pirna ein Molotow-Cocktail auf eine Flüchtlingsunterkunft geschleudert worden. Bei dem Brandanschlag am frühen Montagmorgen ging die Fassade des Gebäudes in Flammen auf, wie die Polizei mitteilte. Mitarbeiter des Wachdienstes konnten das Feuer jedoch umgehend löschen. Die Ermittlungen hat das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum Sachsen (OAZ) in Leipzig übernommen.

Den Angaben zufolge sollten am Montag die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Landratsamt einziehen. Ausgerichtet ist das Haus auf etwa 250 Personen. Zunächst blieb unklar, ob der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an der Nutzung der Asyl-Unterkunft festhält.

Wie die Polizei berichtete, war es nicht der erste Angriff auf die geplante Flüchtlingsunterkunft. So hätten unbekannte Täter in der vergangenen Woche an zwei Abenden Knallkörper vor dem Gebäude gezündet. Allerdings entstand dabei kein Sachschaden. Außerdem sei an einem Zaun am Grundstück ein Aufkleber mit der Aufschrift »Refugees not welcome« (»Flüchtlinge nicht willkommen«) entdeckt worden, teilte die Polizei weiter mit. Die Beamten gehen von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus und suchen nun nach Zeugen für die Taten. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.