Ein deutscher Pfeilewerfer im »Ally Pally«
Seit einer gefühlten Ewigkeit warten die deutschen Dartfans auf einen Pfeilewerfer von Weltklasseformat - und tatsächlich: Bald könnte es soweit sein. Kaum einem Nachwuchsathleten trauen die Fachleute so viel zu wie Max Hopp, der sich vor kurzem schon den U 23-Weltmeistertitel sicherte und am Mittwoch seinen ersten Auftritt bei der diesjährigen Profi-WM in London hat. Im prall gefüllten Alexandra Palace (»Ally Pally«) im Norden Londons trifft der 19-Jährige aus Idstein in der Nacht vor Heiligabend in seinem Erstrundenmatch auf den Niederländer Benito van de Pas. »Das Jahr ist für mich verdammt gut gelaufen. Die WM ist die Krönung«, kommentierte Hopp vorab.
Bei seinen ersten drei Weltmeisterschaften war Hopp bisher nie über die zweite Runde hinausgekommen, diesmal will er mehr. Erst recht nach seinem überraschenden Titel bei der Junioren-WM im November in Minehead. »Er ist wirklich sehr, sehr talentiert«, lobte selbst der Weltranglistenerste Michael van Gerwen aus den Niederlanden. Hopp müsse »cool« bleiben, »dann kann er bestimmt einigen Schaden anrichten«, sagte der amtierende Weltmeister bei Sport1 - jenem Fernsehsender, der sich in der sportarmen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester Jahr für Jahr über hervorragende Einschaltquoten durch den Nischensport Dart freuen darf.
Wer die Dart-WM verfolgt, live oder am TV, erlebt vor allem eine Party: Ballermann-Atmosphäre, ständig am Leben gehalten mit Hektolitern Alkohol, die die partywütigen Fanscharen Tag für Tag in sich reinkippen. Das rein Sportliche droht da manchmal in den Hintergrund zu geraten, dabei werden die besten britischen Dartprofis wie der 16-fache Weltmeister Phil Taylor in der Heimat verehrt wie Fußballstars. Entsprechend hoch sind Sponsoreneinnahmen und Preisgelder - gerade beim Saisonhöhepunkt.
Durch ein gutes WM-Abschneiden würde Hopp also auch finanziell profitieren. In der Weltrangliste steht der Deutsche inzwischen unter den besten 50. Stundenlang trainiert der »Maximiser« jeden Tag, um besser zu werden. Nächster entscheidender Schritt: das Erstrundenmatch gegen van de Pas. »Selbst wenn ich verlieren sollte, fliege ich mit einem guten Gefühl nach Hause und mache da weiter, wo ich in diesem Jahr aufgehört habe«, sagte Hopp, der letzte im Turnier verbliebene Deutsche. Jyhan Artut und René Eidams sind bereits ausgeschieden.
Ein Zufall brachte Hopp erst zum Dartsport. Als Kind spielte er Handball, verletzte sich aber. Der Vater schenkte ihm eine Dartscheibe, um die Zeit rumzubringen. Hopp verliebte sich ins Pfeilewerfen. Und schaffte im November mit dem Sieg bei der Junioren-WM ein Kunststück, das selbst dem heute weltbesten Profi van Gerwen nie gelang. »Ich habe diesen Titel nie gewonnen. Ich habe es zweimal probiert und bin zweimal gescheitert«, sagte der 26 Jahre alte Profi-Weltmeister von 2014. dpa/nd
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