Angeklagt

Jörg Meyer über die Mordvorwürfe gegen Rana-Plaza-Manager

  • Lesedauer: 1 Min.
Den Angeklagten droht die Todesstrafe, und die ist und bleibt entschieden abzulehnen. Umdenken muss auch hier stattfinden; darüber, was für wie viel kaufen, wer wie unsere Bedürfnisse und Begehrlichkeiten strukturiert.

Mord, ein schwerer Vorwurf. 41 mutmaßlich Verantwortliche für den Einsturz von Rana Plaza sind angeklagt. Sie haben NäherInnen zum Arbeiten in das sichtbar rissige Gebäude genötigt. Da spielen mindestens Profitsucht und Inkaufnahme des Todes Tausender eine Rolle - niedere Beweggründe, die im Rahmen des Gesetzes einen Totschlag zum Mord machen. Über 1100 Tote und rund 2400 Verletzte sind das Ergebnis. Dass die Überlebenden eine Bestrafung der Verantwortlichen einfordern, ist nur verständlich. Vielleicht ist es auch nicht legitim, sich aus dem sicheren westeuropäischen Sessel ein Urteil zu erlauben. Aber: Den Angeklagten droht die Todesstrafe, und die ist und bleibt entschieden abzulehnen. Kein Leben wird dadurch zurückgewonnen, dass ein Staat ein anderes dafür nimmt.

Ein Umdenken muss stattfinden; darüber, wie wir was für wie viel kaufen, wer wie unsere Bedürfnisse und Begehrlichkeiten strukturiert. Wer sich bei H&M, Primark, KiK und Co. Einen Fummel für 1,99 Euro leistet, muss wissen, unter welchen Bedingungen er produziert wurde, muss wissen, dass der neueste Chichi nur um den Preis der extremen Ausbeutung normaler Menschen, die unter miesesten Bedingungen zu arbeiten gezwungen sind, haltbar ist. Das ist eines der vielen Ergebnisse eines globalen Kapitalismus, der über Leichen geht.

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