Aktivisten kritisieren weltweite Zunahme von Netzsperren

12.000 Teilnehmer beim Chaos Communication Congress (32c3) in Hamburg / Die Szene hat sich in diesem Jahr weiter politisiert

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Hamburg. Rund 12.000 Hacker, die dem Aufruf des Chaos Computer Clubs (CCC) zum Chaos Communication Congress (32c3) in Hamburg gefolgt sind, richten sich gegen »gated communities«, geschlossene Räume wie etwa das Betriebssystem eines Computers. Gleich am ersten der vier Kongresstage nahm ein Hacker die Steuerungssoftware eines VW-Dieselmotors auseinander - und zeigt, wie dabei höhere Stickoxid-Emissionen als möglich in Kauf genommen werden.

Solche »Hacks« rühren an die Schnittstelle von Technik, Wirtschaft und Politik - die Szene hat sich in diesem Jahr weiter politisiert. Eine Hauptrednerin wie Fatuma Musa Afrah aus Somalia wäre beim Chaos Computer Club, dem Kongressveranstalter, lange Zeit undenkbar gewesen. »Ich weiß nicht, was Hacker bedeutet«, sagt die 26-Jährige gleich zu Beginn ihrer Rede vor mehreren tausend Kongressteilnehmern. Aber »gated communities« habe sie in den Flüchtlingsheimen kennengelernt, als sie vor eineinhalb Jahren nach Brandenburg gekommen sei. Leidenschaftlich wirbt sie um Respekt und sagt: »Nennt mich nicht Flüchtling. Nennt mich bei meinem Namen. Und wenn das nicht reicht, so nennt mich einen Newcomer.«

Ein Zusammenleben in Vertrauen und Sicherheit, das bewegt viele Kongressbesucher. »Wir vertrauen dem Internet, obwohl wir viele Gründe hätten, misstrauisch zu sein«, sagt Emma Lilliestam aus der schwedischen Hafenstadt Malmö. Die Expertin für Internet-Sicherheit findet es erschreckend, dass es so einfach ist, Sicherheitslücken auszunutzen - etwa bei einfach zu knackenden Passwörtern oder bei der Übertragung von Schlüsseln für den vermeintlichen sicher verschlüsselten Datenverkehr.

Aktivisten kritisieren weltweite Zunahme von Netzsperren

Die Internet-Aktivisten haben außerdem eine weltweite Zunahme von Netzsperren kritisiert. Die Motive reichten vom Jugendschutz über die Durchsetzung von Glücksspielverboten bis zu politischen Gründen, erklärte am Montag der Netzwerk-Experte Will Scott von der University of Washington in Seattle. Auch in westlichen Staaten gebe es einen wachsenden Trend zur Einrichtung von Filtersystemen und dem Blockieren bestimmter Internet-Adressen, sagte Scott. Dabei könne es zu »Kollateralschäden« kommen, wenn auch andere Webangebote ausgefiltert werden.

In Griechenland werden nach Angaben des Aktivisten Vasilis vom Tor-Projekt zurzeit 438 Glücksspiel-Angebote blockiert. Wer dort eine dieser Adressen aufruft, wird zur Webseite der staatlichen Glücksspielkommission geleitet. Auch in Großbritannien gebe es einen wachsenden Druck auf Internet-Zugangsanbieter, Web-Inhalte zu filtern. Davon seien zurzeit insgesamt mehr als 21.000 Web-Angebote betroffen.

Neben dem Blockieren von Web-Adressen wird der Zugang zu missliebigen Webinhalten in Staaten wie Iran »gedrosselt«, das heißt die Bandbreite zu diesen Servern wird eingeschränkt. Die Netzaktivisten entwickeln zurzeit unterschiedliche Projekte wie Ooni (Open Observatory of Network Interference), um das Ausmaß und die Entwicklung von Netzsperren zu erfassen. Mit Techniken wie Tor wird der Aufruf bestimmter Webseiten über mehrere andere Server geleitet, so dass ein anonymes Surfen möglich wird. Agenturen/nd

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