Chinesische Börsen setzen nach Kurseinbruch aus
Neues Gesetz sorgt für ein Innehalten an Börsen in Shanghai und Shenzhen
Shanghai. Nach einem starken Kursrutsch ist der Handel an den wichtigsten chinesischen Börsen in Shanghai und Shenzhen am Montag ausgesetzt worden. Weil der beide Börsenplätze abdeckende Aktienindex CSI3000 um sieben Prozent einbrach, griff ein neuer Mechanismus, der für diesen Fall einen Handelsstopp für den Rest des Tages vorsieht. Zuvor hatte eine Pause von 15 Minuten keine Beruhigung an den Märkten gebracht.
Hintergrund des Kursrutsches am ersten Handelstag des Jahres waren neue Zahlen, wonach sich die Lage in der verarbeitenden Industrie Chinas im Dezember erneut verschlechtert hat. Zudem wurden die Anleger dadurch verunsichert, dass bestimmte Stützungsmaßnahmen für den Aktienmarkt bald auslaufen sollen. Seit Juli ist es Anteilseignern, die mehr als fünf Prozent eines Unternehmens besitzen, verboten, ihre Aktien zu verkaufen. Dieses Verbot endet am Freitag.
Außerdem wertete China am Montag die eigene Währung gegenüber dem Dollar ab. Die Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 6,5032 Yuan zu einem Dollar fest. Erstmals seit mehr als viereinhalb Jahren war das Verhältnis damit schwächer als 6,5 Yuan zu einem Dollar.
Beim verfrühten Handelsschluss am Montag stand der Leitindex der Shanghaier Börse 6,85 Prozent im Minus bei 242,52 Punkten. In Shenzhen betrug das Minus 8,19 Prozent, der Leitindex schloss bei 2119,90 Punkten.
Seit 1990 gibt es in China zwei Börsen. Der größte Aktienmarkt ist in der ostchinesischen Hafenmetropole Shanghai, der kleinere im südchinesischen Wirtschaftszentrum Shenzhen.
Es gibt zwei Arten von Wertpapieren: A-Aktien werden in der chinesischen Währung (Yuan) ausgegeben, sind chinesischen Investoren vorbehalten und können nur von ausgesuchten ausländischen institutionellen Anlegern gekauft werden. Ferner gibt es B-Aktien, die in Shanghai in US-Dollar und in Shenzhen in Hongkong-Dollar gehandelt werden und für ausländische Investoren gedacht sind.
Um die chinesischen Börsen kontrolliert zu öffnen, vereinbarte Shanghai vor einem Jahr eine Kooperation mit Hongkongs Aktienmarkt. Damit erhielten erstmals ausländische Anleger direkten Zugriff auf A-Aktien, in der Gegenrichtung können chinesische Investoren Aktien in Hongkong kaufen. Der Handel wird mit Quoten aber streng reguliert.
Um größere Turbulenzen an Chinas Märkten zu verhindern, können einzelne Aktien, die mehr als zehn Prozent verlieren, vom Handel ausgenommen werden. Bei den Kursrutschen seit dem vergangenen Sommer galt dies zeitweise für mehr als die Hälfte aller Papiere.
Seit dem 1. Januar gilt ein genereller Schutzmechanismus, der bei einem Kursrutsch des China Securities Index (CSI) mit 300 führenden Werten um über 5 Prozent 15 Minuten Handelspause vorsieht. Bei mehr als 7 Prozent wird der Handel für den Rest des Tages ausgesetzt. Agenturen/nd
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