Falsche Solidarität
Haidy Damm über Reaktionen auf die sexistischen Übergriffe in Köln
Gewalt gegen Frauen ist nicht zu verharmlosen und sollte in jedem Fall hart bestraft werden. Diese Forderung gilt auch für die Übergriffe in der Silvesternacht - und sie ist uralt.
In vielen Fällen stieß und stößt sie noch immer auf patriarchalen Granit. Die CDU/CSU beispielsweise, die jetzt »harte Konsequenzen« fordert, hat sich bis zum Mai 1997 mit Händen und Füßen gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe gewehrt.
»Wo bleibt der Aufschrei?« ist in den Sozialen Medien eine beliebte Frage. Ja, wo bleibt der Aufschrei gegen den alltäglichen Horror der Gewalt gegen Frauen, die überall stattfindet, egal welchen Pass die männlichen Familienmitglieder haben? Wo bleibt der Aufschrei, wenn bei Massenansammlungen wie Silvester oder dem Münchner Oktoberfest sexuelle Übergriffe fester Bestandteil werden?
Diese Gewalt geht in erster Linie von Männern aus, egal welcher Herkunft. Das Aussehen der Täter spielt allein an dem Punkt eine Rolle, wenn es um Wiedererkennung geht.
Wenn jetzt Nazis ankündigen, in Bussen nach Köln zu fahren, um »weiße Frauen zu schützen«, ist das ekelhaft. Wenn jetzt den Opfern plötzlich Gehör geschenkt wird, weil die Täter nicht Weiße sind, ist das eine unverfrorene Instrumentalisierung. Alle, die sich für den Schutz von Frauen nur dann interessieren, wenn Ausländer beteiligt sind, sind Rassisten. Auf ihre Solidarität kann ich verzichten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.