Köln, Paris und Recklinghausen

Regina Stötzel über Dinge, die zusammengehören und zu trennen sind

Man darf bezweifeln, dass ein Mensch, der mit Beil, Sprengstoffgürtel- und IS-Fahnenattrappe eine Polizeistation in Paris angreift, ganz bei Sinnen ist. Doch die Stichworte »Recklinghausen« und »Asylbewerberunterkunft« werden genügen, um die Debatte um Flüchtlingspolitik weiter anzuheizen, wenn das nach der Kölner Silvesternacht überhaupt noch möglich ist.

Linke werden wieder sagen: »Das hat mit Flüchtlingen nichts zu tun«, und Rechte werden mit Verweis auf die angeblich massenhaft einfallende Gefahr gegen Flüchtlinge hetzen. Letzteres lässt sich nicht verhindern. Aber um nicht noch mehr in die Defensive zu geraten, ist es für Linke wichtig, bei dem Thema, das derzeit das Land spaltet, genau zu sein. Für den Kampf gegen islamistischen Terror wie für die Prävention sexualisierter Gewalt ist es natürlich sehr interessant, wer die Täter sind in Paris, Köln, Hamburg, auf Oktober- und Dorffesten: wo sie herkommen, welcher Schicht sie angehören, ob sie selbst Gewalt erfahren haben, welches Frauenbild und welche Gesinnung in ihrem unmittelbaren Umfeld vorherrschen und welche Perspektiven sie in dieser Gesellschaft haben.

Unwichtig ist dagegen der den Tätern von deutschen Behörden zugeteilte Aufenthaltsstatus. Denn Asyl ist ein Grundrecht und globale Probleme lassen sich nicht abschieben. Und zu denen gehören sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Terrorismus ebenso wie Krieg und Armut.

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