Töpfeklappern im Heldenhaus
Neuer Treffpunkt für Hobbyköche in Thüringen erinnert an den »stärksten Mann der Welt«
Das ehemalige Wohnhaus von Milo Barus, der als der »stärkste Mann der Welt« in die Geschichte einging, hat einen neuen Besitzer. Nach dreijährigem Leerstand wolle er die Immobilie zu einem Treffpunkt für Hobbyköche machen, sagte Neu-Eigentümer Thomas Schmalwasser der Deutschen Presse-Agentur. Zum Kaufpreis wollte er sich nicht äußern. Die Sparkasse hatte das im Thüringer Mühltal bei Weißenborn (Saale-Holzland-Kreis) gelegene Anwesen zeitweise für 349 000 Euro zum Verkauf angeboten. »Er war zwar der Held meiner Kindheit«, so der neue Hausherr über Milo Barus. »Aber seine Lebensgeschichte kenne ich nur aus Veröffentlichungen und der Verfilmung von 1982 mit dem Berliner Schauspieler Günter Lamprecht in der Hauptrolle.«
Das Anwesen erstreckt sich auf 18 000 Quadratmetern. »Das Haus war auch nach dem Tod von Milo Barus viele Jahre lang ein beliebter Treffpunkt seiner Fans und eine über die Grenzen des Freistaates hinaus bekannte Ausflugsgaststätte«, erklärte er. »Jetzt können in unserer Erlebnisküche, die wie eine Fernsehküche aufgebaut ist, jeweils acht bis 20 Personen Menüs zubereiten und anschließend gemeinsam in privater Atmosphäre genießen.«
Schmalwasser ist in Neustadt an der Orla geboren und kehrte 2012 aus Afrika zurück. Dort hatte er fünf Jahre als Entwicklungshelfer in Malawi gearbeitet und später mit seiner Frau die »Lifupa Lodge« im Kasunga-Nationalpark betrieben. Die in den 1970er Jahren erbaute Lodge war zeitweise im Besitz des 2015 verstorbenen Schauspielers Omar Sharif.
Milo Barus lebte von 1906 bis 1977. Eigentlich hieß er Emil Bahr. 1930 setzte er sich in Paris gegen 42 Teilnehmer aus 16 Ländern durch und wurde »stärkster Mann der Welt«. Den Titel konnte er in den Folgejahren fünfmal verteidigen. 1960 richtete der Ausnahmeathlet im Mühltal bei Weißenborn sein Wohnhaus im Landhausstil ein. Barus konnte Pferde auf seinen Schultern tragen und Autos mit Ketten am Wegfahren hindern. 1976 stellte er einen Antrag auf Ausreise aus der DDR. Er verließ das Land und zog mit seiner Frau nach Bayern. Dort starb er am 1. Oktober 1977 im Krankenhaus von Altötting. Sein Wohnhaus wurde 1992 von einem Ehepaar erworben, das es als »Milo's Waldhaus« zu einer Ausflugsgaststätte umfunktionierte und bis zur Aufgabe aus Altersgründen 20 Jahre lang führte. Seit 2000 wird jeweils am 3. Oktober auf einer Kraftsportanlage unterhalb des Hauses der »Milo-Barus-Cup« ausgetragen - ein Vierkampf für Muskel-Männer. dpa/nd
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