Deutsche Bank mit Rekordverlust im Jahr 2015
Geldhaus erwartet 6,7 Milliarden Euro Verlust fürs Geschäftsjahr / Rechtsstreitigkeiten und der Abbau von Arbeitsplätzen belasten die Bilanz / Sahra Wagenknecht (LINKE): Bundesregierung »Unterstützerin krimineller Geschäfte«
Frankfurt am Main. Die Deutsche Bank erwartet nach vorläufigen Zahlen vom Mittwochabend mit rund 6,7 Milliarden Euro den größten Jahresverlust der Unternehmensgeschichte. Deutschlands größtes Geldhaus stürzt damit noch tiefer ab als intern und von Analysten befürchtet. Deutsche-Bank-Chef John Cryan schwört die Mitarbeiter des Dax-Konzerns nach einem Rekordverlust 2015 auf schwierige Zeiten ein. In den kommenden beiden Jahren kämen auf die Bank »harte Arbeit und Belastungen« zu, schrieb Cryan in einer Botschaft an die Beschäftigten.
Für 2014 hatte das Institut noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen - mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Details zur Bilanz 2015 will die Bank am 28. Januar vorlegen. Der erste Jahresverlust seit der Finanzkrise 2008 (rund 3,9 Mrd Euro) sei »ernüchternd«, räumte Cryan ein. Teure Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen und Kosten für Stellenstreichungen belasten den deutschen Branchenprimus. Schon Ende Oktober hatte Cryan prognostiziert: »Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust für 2015 ausweisen.« Da hatte der Konzern für das dritte Quartal gerade einem Rekord-Fehlbetrag von rund sechs Milliarden Euro ausgewiesen - wegen milliardenschwerer Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft.
Für Rechtsstreitigkeiten wird die Bank im vierten Quartal voraussichtlich weitere 1,2 Milliarden Euro zurücklegen. Bisher sieht der Dax-Konzern für 2015 insgesamt 5,2 Milliarden Euro an Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen vor. Eine weitere Milliarde kommt für den geplanten Stellenabbaubbau hinzu: Im eigenen Haus sollen unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze gestrichen werden, 4000 davon in Deutschland. Inklusive der beschlossenen Trennung von der Postbank schrumpft die Belegschaft von zuletzt gut 100.000 Mitarbeitern etwa um ein Viertel. Bis Ende 2017 will die Deutsche Bank etwa 200 der 700 eigenen Filialen schließen. Die Kosten für Neuausrichtung und Abfindungen belasten das Ergebnis im vierten Quartal mit rund 800 Millionen Euro - vor allem im Privatkundengeschäft. Weil außerdem die Software veraltet ist, schreibt die Bank in dem Bereich zudem weitere 100 Millionen Euro ab. Der Kurs der Aktie fiel am Donnerstagmorgen um rund sechs Prozent.
Die Vorsitzende der Linksfraktion, Sahra Wagenknecht, sieht vor allem angesichts der andauernden Rechtsstreitigkeiten des Instituts die Bundesregierung in der Pflicht: Diese sei mitverantwortlich, »dass die Deutsche Bank als zwielichtige Zockerbude mit angeschlossenem Bankgeschäft weiterhin ihr Unwesen treiben kann. Denn nur durch die milliardenschwere Steuergeldinfusion während der Finanzkrise konnten der private Bankensektor und damit auch die Deutsche Bank überleben«, kommentiert sie. Die Regierung mache sich mit ihrer Untätigkeit zur »Unterstützerin krimineller Geschäfte«. Gesellschaftliche Kontrolle sei auch zum Schutz der Arbeitsplätze dringend nötig. Agenturen/nd
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