Ruhani ist nicht aufzuhalten
Roland Etzel zum Besuch des iranischen Präsidenten in Westeuropa
Ruhani lässt nichts anbrennen. Kaum dass das Embargo gegen Iran gefallen ist, reist dessen Präsident mit verlockend langen Einkaufslisten durch die westlichen Staaten, auf dass sich diese es nicht etwa noch anders überlegen möchten mit dem Boykottende. Das ist strategisch gedacht, weil jeder Großvertrag Irans mit Unternehmen der krisenplatten Volkswirtschaften in Frankreich und Italien die Irreversibilität der Atomvereinbarung erhöht. Und es ist taktisch klug, vor Wahlen im eigenen Land, die darüber entscheiden, ob das politische Tauwetter anhalten darf.
Achtung ist geboten, auch weil weiterhin zwei in der Schmollecke stehen und dort eine antiiranische Schimpfgemeinschaft bilden: der israelische Ministerpräsident Netanjahu und der saudi-arabische König Salman. Eine merkwürdige, aber lautstarke Liaison.
Muss Hollande jetzt seinen Orden zurückgeben? Netanjahu behängte Frankreichs Präsidenten vor reichlich zwei Jahren mit einer hohen israelischen Auszeichnung, weil der Franzose sich nicht habe »von den Iranern umgarnen lassen«. Tempi passati. Ruhanis frappierender Pragmatismus nimmt seinen Gegnern einfach jeden Wind aus den Segeln. Hollande und Ruhani besiegeln am Mittwoch in Paris Verträge zum Kauf von 114 Airbus-Flugzeugen. Es ist nicht zu leugnen: Paris ist eine Reise wert.
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