Kommt nicht in die Tüte!
Viele große Einzelhändler wollen kostenlosen Plastiktüten abschaffen / Andere Händler wollen Plastik- durch Papiertüten ersetzen
Berlin. Viele Einzelhändler in Deutschland wollen ihren Kunden bald keine kostenlosen Plastiktüten mehr anbieten - und mit dieser Selbstverpflichtung ein Gesetz aus dem Umweltministerium vermeiden. Laut einer Umfrage der »Bild«-Zeitung werden etwa C&A und H&M ab April Geld für ihre Tüten verlangen - bei C&A sollen es 20 Cent je Tüte sein, bei H&M steht die Höhe offenbar noch nicht fest.
Offen ist der Centbetrag auch noch bei Media Markt und Saturn, die »spätestens« zum 1. April eine Tüten-Gebühr einführen wollen. Schon eingeführt haben eine Tüten-Gebühr die Drogeriekette Rossmann und Tchibo. Rossmann nimmt mindestens zehn Cent, Tchibo 20 Cent pro Tüte. Der Textildiscounter Takko und der Buchhändler Thalia sagten »Bild«, sie prüften eine Bezahlpflicht ab März.
Andere Händler wollen Plastik- durch Papiertüten ersetzen, so der Schuhhändler Görtz und die Drogeriekette Douglas. Auch der Textilhändler Peek&Cloppenburg prüft laut Sprecher, Tüten aus anderen Materialien einzuführen. Beim Textildiscounter Kik gibt es gar keine Plastiktüten mehr.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet damit, dass ab dem 1. April 60 Prozent aller Plastiktüten kostenpflichtig sein werden. Bis 2018 sollen es 80 Prozent werden.
Das ist das Ziel von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie hatte sich erst am Montag skeptisch erzeigt, dass genügend Einzelhändler mitmachen, um den Verbrauch von Plastiktüten »spürbar« zu senken. Die Ministerin schloss eine ordnungsrechtliche Regelung deshalb ausdrücklich nicht aus.
Hintergrund für die Einführung einer Gebühr auf Plastiktüten ist eine EU-Richtlinie: Danach sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, den Verbrauch ab 2020 auf 90 Tüten pro Einwohner und Jahr zu verringern, ab 2026 auf 40 Stück.
Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit einem Verbrauch von 71 Plastiktüten pro Kopf und Jahr deutlich unter dem Durchschnittsverbrauch von 198 Stück und erfüllt die Vorgabe für 2020 schon heute. Trotzdem soll der Verbrauch hierzulande weiter spürbar sinken. AFP/nd
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