Nach Thailand via Russland
Dank Rubelschwäche boomen russische Reiseagenturen
Was teure Imagekampagnen der staatlichen Agentur für Tourismus nicht schafften, bringt die Wirtschaftskrise zustande: Seit ein Euro in Moskauer Wechselstuben statt vierzig Rubel mehr als das Doppelte kostet, hagelt es bei russischen Reisebüros Onlineanfragen aus dem Ausland.
Vor allem Europäer haben bei der Urlaubsplanung russische Airlines als preiswerte Alternative entdeckt. Besonders mutige Sparfüchse buchen sogar Fernreisen bei russischen Veranstaltern. Besonders beliebt sind Destinationen in Südostasien, die aktuell nur halb so teuer wie in Europa sind.
Auch Agenturen, die nur Flüge verkaufen, freuen sich über neue Kunden aus dem Ausland: aus Deutschland, Spanien, Belgien, Tschechien, Montenegro und China. Denn auf Langstrecken sind russische Airlines zwischen 20 bis 40 Prozent günstiger als europäische Lowcoster. Allein im Dezember 2015, heißt es bei der Agentur DaTravel. habe sich der Ausländeranteil an den Buchungen um vier Prozent erhöht. Noch entfalle der Löwenanteil der Buchungen in Deutschland auf Russlanddeutsche und andere Emigranten mit doppelter Staatsbürgerschaft oder einem Mehrfach-Visum für Russland. Denn Bürger aus Schengenländern, die mit dem Personalausweis durch Europa reisen, haben oft nicht mal einen Reisepass. Den aber brauchen sie selbst dann, wenn sie als Transitpassagiere nur von einem Terminal zum anderen müssen. Wer gar zu einem anderen Airport will, braucht ein Visum.
Viele Unternehmen haben inzwischen auch eine englische Version ihrer Website und bieten dort verstärkt Reisen nach Russland selbst an. Durch den schwachen Rubel boomt das Geschäft. Im Zeitraum Januar bis September 2015 zählte die Statistikbehörde Rosstat 2,54 Millionen Russlandbesucher, das entspricht einer Steigerung von 13 Prozent im Vergleich zu 2014. Deutschland belegt dabei den zweiten Platz, mehr als die Hälfte kommt allerdings aus China.
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