Neue Vorwürfe wegen WM-Vergaben gegen Beckenbauer
ARD: Beckenbauers Stimmverhalten zu Turnieren 2018 und 2022 beeinflussbar? / Schweizer Bundesanwaltschaft kündigt weitere Enthüllungen an
Köln. Nach ARD-Recherchen gibt es neue Verdächtigungen gegenüber Franz Beckenbauer. Der Präsident des englischen Fußballverbandes, Greg Dyke, äußerte sich gegenüber den Sender für eine Dokumentation und behauptet in der ARD: »Mir wurde von jemandem aus der britischen Regierung gesagt, dass sie Beweise hatten, die darauf hinwiesen, dass Franz Beckenbauers Stimme für die WM 2018 und 2022 beeinflusst werden kann.« Beckenbauer war damals Teil des FIFA-Wahlgremiums, das die Turniere 2018 nach Russland und 2022 nach Katar vergeben hatte.
Diesen Vorwurf erheben nach Recherchen der ARD mehrere Quellen rund um die gescheiterte Bewerbung Englands für die WM 2018. Durch die Beschäftigung von Mitarbeitern, die Beckenbauer nahe stehen, könne man sein Wahlverhalten beeinflussen, habe man gehört. Ein Interview lehnte Beckenbauer gegenüber der ARD ab.
Auch zu den Unklarheiten rund um die WM-Bewerbung 2006, gibt Beckenbauer keinen Kommentar.Der Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann äußerte sich jedoch: Der ehemalige Vize-Präsident des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 in Deutschland erinnert sich, dass das OK für einen Organisations-Zuschuss der FIFA »eine Art Sicherheitsleistung« von »zehn Millionen Schweizer Franken« habe überweisen müssen. Dafür habe man sich das Geld vom ehemaligen Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfus leihen müssen.
André Marty, der Sprecher der Schweizer Bundesanwaltschaft, die derzeit die Vergabe der WM 2018 und 2022 untersucht, kündigt gegenüber der ARD weitere Enthüllungen an. Die Bundesanwaltschaft analysiere tausende Dokumente. Bei deren Analyse »wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere Überraschungen geben«, so Marty: »Ich gehe davon aus, dass wir in absehbarer Zeit über verschiedene neue involvierte Personen zu informieren haben.« nd
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