Anschläge in Syrien: Zahl der Opfer steigt auf 155

Menschenrechtsbeobachter: 180 Verletzte / Schwere Anschläge auf religiöse Minderheiten / USA und Russland wollen Bemühungen um Waffenruhe fortsetzen

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach sechs Explosionen in einem Viertel der Alawiten-Minderheit in Homs und einen Schiitenbezirk im Süden der Hauptstadt Damaskus steigt die Zahl der Opfer. Zu den Anschlägen bekannte sich die Miliz Islamischer Staat.

Damaskus. Die Zahl der Opfer bei den heftigen Terroranschlägen auf religiöse Minderheiten in den syrischen Großstädten Damaskus und Homs vom Sonntag ist auf 155 gestiegen. Am südlichen Stadtrand der Hauptstadt Damaskus starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Montag 96 Menschen. In der Stadt Homs gab es den Angaben zufolge 59 Tote.

Allein in Damaskus wurden etwa 180 Menschen verletzt. Insgesamt hatten sechs Explosionen ein Viertel der Alawiten-Minderheit in Homs und einen Schiitenbezirk im Süden der Hauptstadt Damaskus erschüttert, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Der IS bekannte sich in zunächst nicht überprüfbaren Online-Botschaften zu den Taten.

Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge explodierte die erste Bombe in einem Wagen, der auf einem Autotransporter geparkt war. Ein zweites Fahrzeug explodierte kurze Zeit später in der Nähe. Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur Sana zeigten ausgebrannte Autowracks auf einer breiten Straße. Die Fassaden der Häuser auf beiden Seiten stürzten teilweise ein. Auf Bildern waren Einsatzkräfte zu sehen, die das in den Gebäuden ausgebrochene Feuer zu löschen versuchten.

Erst Ende Januar war es in beiden betroffenen Gebieten zu ähnlichen Anschlägen mit Dutzenden Toten gekommen. Auch hier bekannte sich die Terrormiliz IS zu den Taten. Die sunnitischen Dschihadisten sehen Angehörige anderer muslimischer Glaubensrichtungen als Abtrünnige. Sowohl das Alawiten-Viertel in Homs als auch der Schiitenbezirk in Damaskus werden von Regimetruppen kontrolliert.

Nach dem blutigen Sonntag in Syrien wollen die USA und Russland ihre Bemühungen um eine Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland fortsetzen. US-Außenminister John Kerry sagte, er gehe davon aus, dass US-Präsident Barack Obama mit Kremlchef Wladimir Putin in den kommenden Tagen über die Feuerpause sprechen werde. Kerry hatte zuvor nach eigenen Angaben mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow eine »vorläufige Einigung« über die Bedingungen einer Waffenruhe in Syrien erreicht. Sie könnte demnach in den nächsten Tagen beginnen.

Russland bestätigte die Gespräche über eine Feuerpause. Nach einem ersten Telefonat am Samstagabend hätten Lawrow und Kerry ihre Unterredung fortgesetzt, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, jetzt komme es darauf an, dass auch die Regionalmächte von ihrem Einfluss auf die kriegführenden Parteien in Syrien Gebrauch machten, um das »jetzt offene Fenster der Gelegenheit« zu nutzen.

Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte hatten sich vor einer Woche in München auf eine Waffenruhe geeinigt, die ursprünglich am Freitag hätte in Kraft treten sollen. Stattdessen nahm die Gewalt aber sogar noch zu. Russland fliegt in Syrien Luftangriffe aufseiten der syrischen Armee, die USA führen eine Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.