Bürger kaufen Traumstrand
40 000 Neuseeländer erwerben einsam gelegenes Land für den Abel-Tasman-Nationalpark
Per Schwarmfinanzierung hat das neuseeländische Volk einen idyllischen Strand gekauft, der bisher in Privateigentum war. 40 000 von viereinhalb Millionen Einwohnern Neuseelands legten zusammen.
Von Barbara Barkhausen, Sydney
Nach dem Motto »Kleinvieh macht auch Mist« haben die neuseeländischen Bürger zusammengelegt, um einen idyllischen Strand im Norden der Südinsel zu kaufen. Der einsam gelegene weiße Sandstrand ist an der Küste des Abel-Tasman-Nationalparks gelegen und war bisher in Privatbesitz.
Der Strand und das dazugehörige Land, auf dem drei einfache Häuser stehen, standen seit Mitte Dezember für zwei Millionen Neuseeland-Dollar (1,2 Millionen Euro) zum Verkauf. Nachdem der Preis dem neuseeländischen Staat zu hoch war, sollte das Land nun privat verkauft werden.
Dies ärgerte Duane Major und seinen Schwager Adam Gard’ner. Die beiden Neuseeländer erzählen gern, wie sie während des gemeinsamen Weihnachtsessens der Familie über Rugby, Cricket und Politik geredet hatten, als das Gespräch plötzlich auf den Strand kam, der zum Verkauf stand: »Wir fingen an zu träumen, wie es wäre, wenn wir eine Kampagne starten und den Strand kaufen könnten, so dass ihn alle für immer genießen könnten«, schrieben die Neuseeländer auf die Schwarmfinanzierungsseite »Give a little«, was so viel wie »Gib ein wenig« bedeutet.
Unter dem Hashtag buythisbeachnz initiierten sie eine Kampagne, bei der zum Schluss 40 000 Menschen mitgemacht hatten - eine stolze Zahl: Ganz Neuseeland hat 4,5 Millionen Einwohner. Lange Zeit hatte die Kampagne auf wackeligen Beinen gestanden: »Aber wir haben immer an den Geist Neuseelands und an die Werte geglaubt, die wir teilen«, sagte Duane Major dem australischen Sender ABC. Die ersten Tage sei die Aktion nur schleppend angelaufen: »Wir dachten, wir stünden alleine da, aber dann machte es Bumm und seitdem ging es richtig ab!«
Kurz vor Schluss schien es, als hätte es trotz aller Bemühungen nicht gereicht. Erst eine Spende der neuseeländischen Regierung half den Initiatoren, den Kauf des sieben Hektar großen Areals wirklich unter Dach und Fach zu bringen. »Wir freuen uns verkünden zu können, dass gestern Nacht um 10.57 Uhr ein unberührtes Stück Strand und Buschland in die Hände aller übergegangen ist, um es für immer zu genießen. Herzlichen Glückwunsch zusammen! Wir haben es geschafft!«, schrieben Major und Gard’ner am Mittwochmorgen auf ihrer Facebook-Seite.
Der 800 Meter lange Strand liegt im sogenannten Awaroa Inlet, den die Verkäufer auf einer neuseeländischen Immobilienseite als einer der »schönsten Strände der Welt« und als »Himmel auf Erden« beschrieben. Er hatte Kaufinteressenten aus aller Welt angezogen. Das einsame Fleckchen Erde kann nur zu Fuß, mit dem Boot oder über einen kleinen Fluglandeplatz erreicht werden. Nach dem Kauf durch die 40 000 Neuseeländer soll das Areal nun in den Nationalpark integriert und geschützt werden.
»Mein Herz schlägt heftig und ich habe eine Gänsehaut. Und ich bin all diesen Leuten einfach so dankbar«, sagte Duane Major am Mittwoch im Interview mit dem neuseeländischen Sender TV3. Auch die vielen Unterstützer der Kampagne zeigten sich euphorisch. So schrieb David Shearer auf Facebook: »Phantastische Nachrichten«. Der Strand sei durch den Kauf für künftige Generationen gerettet worden. »Das zeigt die Leidenschaft, die wir Neuseeländer für unser Land und unsere Landschaft haben.« Er sei stolz, einer derjenigen zu sein, die mitgezahlt hätten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.